Schäfer,
Hamburg: Ich denke, ich komme mit drei Minuten aus. – Herr
Präsident, Ihr Statement für die Kollektivverträge von heute Morgen, das jetzt
noch einmal von Herrn Crusius bestätigt wurde, ist für mich eigentlich der
Nachweis, dass Sie das Erleben des ärztlichen Daseins des größten Teils der
deutschen Hausärzteschaft nicht wahrgenommen haben.
(Vereinzelt Beifall –
Widerspruch)
Ich möchte Sie dringend bitten,
auch die deutsche Hausärzteschaft in Ihre Gedanken mit einzubeziehen. Die
Verträge in Baden-Württemberg und Bayern versuchen mühsam, die
Fehlentwicklungen der letzten 20 Jahre zu kompensieren und die hausärztliche
Versorgung auch für die Zukunft als Basis der medizinischen Versorgung unserer
Patienten sicherzustellen.
(Beifall)
Bezüglich des Monitums der mehrfach
behinderten Patienten in der Wüste kann ich nur sagen: Wenn ich von einem Vorbehandler
einen vernünftigen Überleitungsbericht erhalte, werde ich einen Teufel tun,
mich der Versorgung als Hausarzt zu verweigern. Das ist originäre hausärztliche
Tätigkeit. Das praktiziere ich seit 25 Jahren, unter anderem in der Versorgung
eines Heimes mit 60 mehrfach schwerbehinderten Patienten. Hier gibt es kein
Wenn und Aber. Das ist für mich Berufsrealität, genauso wie für die meisten
meiner Kollegen.
Hier gibt es vielleicht Lücken, die
wir verbessern können, aber zu sagen, die Patienten seien plötzlich in der
Wüste, ist einfach neben der Realität.
(Beifall)
Wenn mich meine Patienten fragen,
wen sie bei der kommenden Bundestagswahl wählen sollen, kann ich nur sagen: Ich
weiß es selbst nicht. Das ist die Wahl zwischen Skylla und Charybdis. Aber in
der politischen Diskussion habe ich mir angewöhnt, den Politikern klarzumachen
zu versuchen: Wenn jemand Übergewicht hat, dann ist das Abnehmen und das
Reduzieren der Nahrungsaufnahme, das Sparen an Nahrungsaufnahme absolut
richtig. Bloß: Irgendwann läuft dieses Sparen an Nahrungsaufnahme über in die Anorexia
nervosa – und das wird zu einer lebensgefährlichen Situation. Und vor dieser
Situation wollen wir bitte das deutsche Gesundheitssystem und vor allem unsere
Patienten behüten.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielleicht muss ich noch einmal daran erinnern, dass ich zu den Hausarztverträgen
überhaupt nicht Stellung genommen habe. Ich habe nur gesagt, dass man der KV
nicht die Lasten aufbürden kann, Schmutzfänger für all das zu sein, was durch
andere Verträge nicht abgedeckt ist. Das ist mein Credo, das ich nach wie vor
befürworte.
(Beifall)
Dann soll man ehrlich sein und
sagen: Wir entpflichten die KV vom Sicherstellungsauftrag und lassen sie als
eine Organisation unter vielen für die ambulante ärztliche Versorgung gelten.
Aber sie hat dann nicht den gesetzlichen Auftrag, überall als Lückenbüßer
aufzutreten, wo auf anderem Wege Verträge nicht zustande gekommen sind.
Diese Doppelgleisigkeit ist einfach
unlogisch. Deswegen kann man auf Dauer nicht sicher sein, dass eine
flächendeckende gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung durch Ärztinnen und
Ärzte im ambulanten Sektor funktionieren kann. Das ist meine einzige Aussage
gewesen. Es handelt sich nur um die KVen und um die Funktion der KVen und nicht
um irgendwelche Hausarztverträge, die – wo auch immer – geschlossen worden sind.
Hausärztinnen und Hausärzte liegen mir ganz nah an der Seele, zumal wir welche
davon in der Familie haben. Das Problem kenne ich sehr genau. Das wollte ich
nur noch einmal klarstellen.
Der nächste Redner ist Herr Kollege
Dietrich aus Bayern.
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