TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 19. Mai 2009, Nachmittagssitzung

Dr. Massing, Westfalen-Lippe: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Crusius, Ihre Wortmeldung kam so schnell und so überraschend, dass ich glaube, es nicht richtig gehört zu haben. Sie sagten: Wir wollen uns nicht auseinanderdividieren lassen, sondern mit einer Stimme sprechen; deswegen ist der Hausärztevertrag etwas Schlechtes. Herr Crusius, ich höre diese Platte hier seit 40 Jahren, diese Platte mit dem Nicht-auseinanderdividieren-Lassen, mit der Einheit der Ärzteschaft, mit der einen Stimme, die natürlich immer diejenige Stimme ist, die gerade spricht.

Diese Platte hat einen Sprung. Sie sind 20 Jahre später auch in diesem Sprung hineingekommen. Ich will Ihnen nur ein kurzes Beispiel geben, wie damals die Einheit der Ärzteschaft definiert wurde. Dies als Lehrbeispiel, Herr Crusius. Ein ganz Großer unseres Kreises hat gesagt: Man kann sich höchstens darauf einigen, dass jeder Nichtspezialist in der kassenärztlichen Versorgung zukünftig als Hausarzt bezeichnet wird. Dazu genügt unbedingt die Approbation als Arzt. Der Frischling von der Universität sollte Hausarzt werden. – Das hat ein ganz Großer unseres Kreises gesagt. Dieser Saulus ist später zum Paulus geworden.

Das war damals die Einheit der Ärzteschaft. Wer dagegen war, war ein Spalter. Dieses Nicht-auseinanderdividieren-Lassen hören wir heute wieder. Deswegen bin ich so aufgeregt oder erregt, weil ich dieses Wort nicht mehr hören kann. Ich sage auch nicht, Herr Professor Hoppe, wer das damals gesagt hat.

Ganz schnell noch zu Herrn Hoppe. Er hat das sehr geschickt gemacht, indem er sich auf die Seite der KV gestellt hat. Er hat nämlich gesagt – ich habe es mitgeschrieben –: Selektivverträge sind nicht Ergänzungen, sie werden das Primäre. Damit hat er gesagt: Wenn sie das Primäre werden, dann sind sie schädlich. In diesem Sinne haben Sie es gesagt. Sie haben sich damit im Grunde auf die Seite der KV und gegen den Hausarztvertrag gestellt.

Damit habe ich meinen Part schon beendet. Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Massing. Wir sind ja beide schon lange dabei. – Die nächste Rednerin ist Frau Dr. Mahn aus Hamburg. Bitte.

© Bundesärztekammer 2009