Dr.
Jaeger, Schleswig-Holstein: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Ich möchte Sie in Ergänzung Ihres Vortrags von heute Morgen über Priorisierung
und Rationierung bitten, in Zukunft bei all Ihren Besprechungen und
Unterredungen darauf hinzuweisen, dass Priorisierung und Rationierung doch
schon längst stattfinden und dass es ganz wichtig ist, diese in geordnete
Kanäle zu leiten.
Ich möchte hier einmal ganz kurz
die diesjährige Fortbildung unserer leitenden Notärzte Revue passieren lassen,
die unter dem Titel „Ethische Aspekte der Sichtung bei vielen Verletzten bei
Großschadenslagen“ stand. Dort ging es um die Problematik, dass wir gesagt
haben: Es ist doch unethisch, wenn wir hier eine Triage, eine Sichtung
vornehmen, wenn wir also begrenzte Ressourcen verteilen, weil doch jedes
Menschenleben wichtig ist.
Dort hat ein Geistlicher einen sehr
interessanten Vortrag gehalten und gesagt: Gerade dann, wenn Sie nicht
priorisieren, priorisieren Sie; Sie priorisieren immer, in der Regel
priorisieren Sie dann nämlich falsch, denn Sie werden zu dem hingehen, der am
lautesten schreit, der am jüngsten ist, der Ihnen persönlich am nächsten steht.
Das war für uns eine wichtige
Erkenntnis. Verweigern Sie sich also bitte nicht der Priorisierung, denn sie
findet statt. Ich denke, jeder von uns kann mehr als genügend Beispiele dafür
anführen, dass in einem System mit begrenzten Ressourcen die Ressourcen immer
verteilt werden müssen. Wenn es dort keine Regeln gibt, wenn dort keine Listen
aufgestellt werden, wie Sie sie fordern, geht es in der Regel nach dem Recht
des Stärkeren: wer am lautesten schreit, wer die meisten Lobbygruppen hat.
Ich möchte Sie bitten, Ihre Diktion
so zu ändern, dass Sie sagen: Die Priorisierung und die Rationierung, die schon
längst stattfinden – dafür können Sie mehr als genug Beispiele bekommen –,
müssen in geordnete Bahnen geleitet werden. Sie müssen insbesondere von der
Gesellschaft mitgetragen werden, damit hier geordnete Verhältnisse entstehen,
dass nicht ein Wildwuchs entsteht, weil die Ressourcen gerade dorthin fließen,
wo die beste Unterstützung oder die größte Lobbygruppe ist.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank. Das werden wir morgen, wenn wir dieses Thema
speziell besprechen, mit bedenken. – Der nächste Redner ist Herr Kollege Markus
Beck aus Bayern.
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