Dr.
Beck, Bayern: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen
und Kollegen! Von Moltke stammt der Spruch, den er einmal zu einem jungen
Artillerieoffizier gesagt hat: Wenn Sie in eine Stellung hineingehen, sollten
Sie im Zweifelsfall auch wissen, wie Sie aus dieser Stellung wieder
herauskommen. Herr Professor Hoppe, Sie sind in die Stellung hineingegangen.
Man könnte das vielleicht im Sinne der Frankfurter Schule als
Entmythologisierung des Mythos bezeichnen, dass wir nicht priorisieren. Ich bin
mit Ihnen völlig einig: Wir priorisieren. Wir müssen die Gesellschaft so weit
bringen, dass sie das Ganze entmythologisiert und uns dabei hilft.
Aber eines müssen wir auch
bedenken: Wenn wir diese Diskussion an die Gesellschaft übertragen, werden
Gesellschaft und Politik so reagieren, dass sie wieder sagen: Sie sind doch die
Experten, Sie als Ärzte legen jetzt mit einem Mal fest, was wichtig und was
nicht so wichtig ist.
Wir werden dann in kürzester Zeit
eine Diskussion haben, die wir ansatzweise bereits festgestellt haben, auch in
den wenigen Redebeiträgen, die bisher hier gehalten wurden, dass einzelne
Gruppen sagen: Aber meine Leistung ist für die Gesellschaft besonders wichtig.
Das befürchte ich, dass dies auf uns zukommt und dazu führen wird, dass sich
einzelne Gruppen gegenseitig ihre wichtige Stellung für die Gesellschaft und
für die Gesundheit an die Köpfe werfen.
Vielleicht wird es ja auch dazu
führen, dass wir sagen: Wir machen ein Modell, bei dem wir eine
hausarztzentrierte Versorgung haben. Als Hausarzt hätte ich nichts dagegen. Nachweislich
gibt es ja Gesundheitssysteme, die damit sehr gut fahren und auch finanziell
damit ordentlich über die Runden kommen. Ich habe damit kein Problem.
Wir müssen uns darüber im Klaren
sein, dass wir, wenn wir diese Diskussion führen, innerärztlich eine große und
massive Solidarität brauchen. Ich hoffe, dass es dann nicht so weit kommt, dass
es zum Schluss vielleicht heißt, wie es ein Kollege vorhin schon angedeutet
hat: Beim Hausarzt sammeln sich ein paar unwichtige Fälle, das Angio-MRT ist
aber besonders wichtig, das muss gefördert werden. So sollte es nicht sein.
Vielleicht führt die Diskussion dazu, ein Hausarztmodell zu entwickeln. Wie
gesagt: Ich hätte nichts dagegen.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Beck. – Der nächste Redner ist Andreas Crusius,
der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.
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