Dr.
Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer: Herr Präsident! Meine Damen
und Herren! Das Peinliche an der Gesundheitspolitik ist ja eigentlich, dass sie
so furchtbar schlicht ist, richtig was für die Doofen; aber gleichzeitig ist
sie so erfolgreich. Das Prinzip ist ganz einfach: Die Politik verspricht allen
alles, die Krankenkasse soll es zahlen, zur Belohnung wird ihr versprochen,
dass sie die Führungsgewalt bekommen soll. Der Arzt soll es ausbaden.
Zwischendurch werden ein paar Nebelkerzen geworfen, entweder mit negativem
Beigeschmack – Skandal, Betrug, ähnliche Geschichten – oder es werden positiv
lautende Nebelkerzen geworfen, meistens mit irgendwelchen englischen Begriffen,
„patient empowerment“ oder was auch immer.
In der Zwischenzeit wird parallel
jedes Jahr das Gesundheitswesen geplündert. Wir alle kennen die Zahlen von Herrn
Beske. Im Zuge eines Verschiebebahnhofs werden 8 Milliarden Euro pro Jahr
zugunsten der anderen, eigentlich steuerfinanzierten Sozialversicherungen
herausgezogen. Im Endeffekt entsteht das, was wir gerade erleben: Die
Beteiligten fallen erfolgreich übereinander her.
Das, liebe Kolleginnen und
Kollegen, dürfen wir der Politik und der Öffentlichkeit nicht bieten. Die Lage
ist viel zu ernst und viel zu kritisch, als dass wir uns hier mit
Standeskämpfen beschäftigen müssten.
In Ziffer 11 des Leitantrags des
Vorstands der Ärztekammer steht ja nicht, dass man die hausärztlichen
Versorgungsverträge wieder kündigen soll, sondern da steht nur, dass diese
Verträge so, wie sie aussehen, durchaus geeignet sind, das System der
flächendeckenden Versorgung durch die KVen zu gefährden. Das ist kein Affront,
sondern das ist eine Tatsache, mit der man leben muss. Ich glaube, darüber sind
wir uns auch alle im Klaren.
Wir müssen uns auch über Folgendes
weiterhin im Klaren sein – das habe ich bereits letztes Jahr gesagt –: Die
Strategie, die dahintersteckt, ist eine ganz billige. Das SPD-Papier von 1996
sieht auf Platz 1 ein Globalbudget vor. Das haben sie jetzt mit dem
Gesundheitsfonds. Auf Platz 2 steht die Zerschlagung der kassenärztlichen
Versorgungen. Das geht auf dem Weg der Hausarztverträge, das geht über § 116 b.
Auf Platz 3 steht die Liquidierung der fachärztlichen Versorgung auf
freiberuflicher Basis. Auch das läuft.
Meine sehr verehrten Damen und
Herren vom Hausärzteverband, Sie wissen, ich stehe dem Fach sehr, sehr nahe:
Dann kommt das Thema der „Förderung“ der hausärztlichen Versorgung. Der
Hausarztvertrag jetzt ist gut, der Hausarztvertrag in zwei Jahren ist schon
magerer, in zwei weiteren Jahren bekommen Sie einen Hausarztvertrag angeboten,
wonach die Gemeindeschwester arbeitet. Die Gemeindeschwester überweist dann
gerne zum Facharzt, wenn der Patient nicht schon von alleine dorthin gelaufen
ist.
Auch hier mein Appell: Man begegnet
sich im Leben immer zweimal; machen Sie die Türen nicht zu, keine
Stammeskämpfe, denken Sie darüber nach, unterstützen Sie den Antrag 1 des
Vorstands.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Jonitz. – Als nächster Redner Herr Kollege
Albring aus Niedersachsen.
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