Dr. Johna, Hessen:
Sehr verehrte Damen und Herren! Herr Professor Katzenmeier hat in seinem
Vortrag sehr schön das Spannungsverhältnis zwischen Haftungsrecht und
Sozialversicherungsrecht dargestellt. Die jungen Kollegen formulieren das
weniger juristisch und sagen: Wir haben Druck, Druck von allen Seiten, wir sind
als freier Beruf, der wir sein sollten, in unserer freien Entscheidung
eingeschränkt. Das treibt die jungen Ärzte viel mehr aus dem Land als die
häufig noch unzureichende Vergütung.
(Beifall)
Herr Professor Hoppe, Sie haben die
Priorisierungsdiskussion angeregt. Sie legt dieses Spannungsfeld offen. Wir
Ärzte sind nicht mehr bereit, einen Mantel über all diese Probleme zu legen und
die Probleme auszubaden. Wir möchten die Patientenrechte wahren. Ein
Patientenrecht ist die Information, die Information darüber, dass eine
Rationierung stattfindet und dass die Politik in diesem Punkt bewusst die
Unwahrheit sagt.
Die Politik reagiert mit der
Einrichtung einer parlamentarischen Arbeitsgruppe und möchte die
Patientenrechte – ähnlich der Steuererklärung auf einem Bierdeckel – als eine
Art Reisevertrag darstellen. Wenn es nicht unsere Steuergelder kosten würde,
würde ich sagen: Da kann man ja einmal gespannt sein.
Ein Patientenrecht ist
beispielsweise auch das Ausstellen einer Patientenverfügung. Dies ist ein
Recht, auf das heute noch viel zu wenige Patienten hingewiesen werden, auch
durch uns Ärzte. Die Medizin, die die Patienten in dem letzten halben Jahr
ihres Lebens erfahren, ist oft nicht diejenige, die sie für sich wünschen. Eine
Patientenverfügung bewirkt somit nicht nur, dass die Patienten diejenige Art
von Medizin erleben dürfen, die sie wollen, sondern entlastet auch Ärzte und
Angehörige, die in dieser Phase nur sehr schwer für ihre erkrankten engen
Verwandten entscheiden können.
Ich möchte an alle Kolleginnen und
Kollegen appellieren, in ihren Praxen und im Rahmen eines ärztlichen Gesprächs
die Patienten viel mehr auf dieses Recht hinzuweisen, und zwar nicht erst bei
Patienten, die über 80 Jahre alt sind.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen Dank, Frau Johna. – Der nächste Redner ist der Kollege Dr.
Albert Joas aus Bayern.
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