Prof. Dr. Henneberg,
Hessen: Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Präsident!
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Priorisierung ist keine Rationierung. Ich mache
mir größte Sorgen um das, was wir hier im Moment diskutieren. Wir haben einen
Katalog aufgestellt und haben gesagt: Am Anfang der Priorisierung stehen
Schmerzen und lebensbedrohliche Situationen, am Ende Wellness.
Ich muss vielleicht sagen, aus
welcher Ecke ich komme: Ich bin Ärztin für Neurologie und Psychiatrie. Ich
gehöre also einer der Minderheiten hier an. Ich habe eine Spezialambulanz für
Parkinsonkranke. Es gibt in der Bundesrepublik Deutschland 320 000
Parkinsonkranke. Das sind Patienten, die, wenn sie in die Fortschrittsfalle der
Medizin geraten, also nicht diejenigen Medikamente bekommen können, die sie
benötigen, sehr schnell unbeweglich werden und sich dann auch nicht mehr äußern
können, weil sie sehr leise werden. Sie haben vielleicht noch eine
Selbsthilfegruppe, aber werden dann eben nicht von Patienten selbst vertreten,
sondern von Juristen, die uns ja, wie wir hier hören konnten, sehr gut
weiterhelfen können.
Wir diskutieren jetzt darüber, dass
wir am Ende des Lebens die Würde des Menschen erhalten wollen. Wir müssen bitte
dafür sorgen, dass Minderheiten sowohl von den Fachärzten als auch von den
Patientenvereinigungen gehört werden, auch wenn sie eine noch so kleine Gruppe
vertreten. Ich bin ganz sicher, dass viele unserer Kollegen ebenso ihr kleines
Beispiel in der Hinterhand haben.
Wenn wir das nicht tun, werden wir
vielen Menschen in unserem Lande nicht gerecht werden, denn die Ressourcen der
Gesellschaft sind offensichtlich nicht mehr so groß, dass wir kleine
Minderheiten berücksichtigen können. Aber genau das wünsche ich mir von einer
gut funktionierenden Medizin. Auch das würde ich unter dem Begriff der
Patientenrechte subsumieren.
Ich bedanke mich.
(Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen herzlichen Dank, Frau Professor Henneberg. – Die nächste
Rednerin ist die Kollegin Ute Taube, Delegierte der Sächsischen Landesärztekammer.
|