Bodendieck, Sachsen:
Meine lieben Kolleginnen! Liebe Kollegen! Sehr geehrter Herr Präsident Hoppe!
Lieber Herr Montgomery! Die Diskussion über die Patientenrechte ist eine
komische Sache, wenn die Ärzte immer darüber reden. Ich will das trotzdem tun.
Die Patienten scheinen offensichtlich nicht so richtig in der Lage zu sein,
selber darüber zu reden und sich so zu äußern, dass sie in der Lage sind, ihre
Rechte, die verbrieft sind, wo es keiner Schutzgesetze oder anderer Dinge
bedarf, wahrzunehmen.
Werfen wir einen Blick in die
Geschichte. Es beginnt 1784 mit Kant, der schrieb:
Unmündigkeit ist das
Unvermögen, sich seines eigenen Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu
bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben
nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt,
sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Habe Mut, dich deines
eigenen Verstandes zu bedienen …
Ich glaube, wenn wir darüber reden,
ist es genau dieses, was wir den Patienten beibringen müssen. Dann können uns
die Presse und der Journalismus eigentlich nicht kümmern, wie man mit uns
Ärzten und mit den Patienten umgeht.
Bedenken Sie bitte bei allen diesen
Diskussionen, dass das Arzt-Patient-Verhältnis oder, andersherum ausgedrückt,
die Patient-Arzt-Beziehung immer eine individuelle Beziehung bleibt, die bis zu
Entscheidungen geht, die den Tod des Patienten bedeuten können.
Wir haben heute etwas darüber
gehört, dass es sicherlich oftmals nicht nötig ist, Patienten am Ende ihres
Lebens noch mit fragwürdigen operativen Eingriffen zu belasten. Aber wer
entscheidet dies? Sind wir, die Ärzte, diejenigen, die das entscheiden? Ich
meine: ja. Wir können es aber nicht allein entscheiden, sondern wir müssen es
gemeinsam mit unseren Patienten entscheiden.
Die Patienten müssen aus diesem
Grunde informiert sein. Die Patienten müssen in die Lage versetzt sein, mit uns
entsprechend ihren Möglichkeiten, entsprechend ihrem Verstand in jedem
individuellen Einzelfall aufgeklärt zu werden. Aufklärung heißt nicht, am Ende
darüber aufzuklären, dass natürlich die Operation der Appendizitis mit dem Tode
enden kann, sondern Aufklärung heißt, den Patienten mitzunehmen und nicht von
Compliance zu reden, sondern von Empowerment zu reden. Dieses Empowerment muss
in Zukunft weiterhin betrieben werden.
Danke schön.
(Vereinzelt Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen Dank, Herr Kollege Bodendieck. – Der nächste Redner ist
Herr Professor Ulrich Schwantes, Delegierter der Landesärztekammer Brandenburg.
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