Prof. Dr. Dr. h. c.
Grifka, Bayern: Meine sehr geehrten Damen und Herren Kollegen! Wir können
nur dankbar sein, dass wir das Thema der Priorisierung auch mit diesen
Abwägungen in die Öffentlichkeit gebracht haben, denn es ist ein Problem, das
immanent ist, aber unter der Decke gehalten wird. In der tagtäglichen
Entscheidung haben Sie alle doch genau damit zu kämpfen, Abwägungen
vorzunehmen.
Wir Ärzte – genauso gut die
Krankenhäuser und die Industrie – werden immer wieder für die finanziellen
Probleme verantwortlich gemacht, die aufgrund gesetzlicher Vorgaben in der GKV
und der PKV herrschen. Letztlich sind wir alle in der Verantwortung dem
Patienten gegenüber, aber auch aus unserem beruflichen Ethos heraus, Lösungen
zu suchen, die versuchen, das Beste daraus zu machen, aber in den Grenzen, die
uns vorgegeben sind, und innerhalb der Rahmenbedingungen, die eng gefasst sind,
die unsere Handlungsmöglichkeiten wie ein Korsett entscheidend einengen.
Deshalb glaube ich, dass diese
Diskussion wichtig ist, dass man sie führen muss. Ich bin froh, dass sie jetzt
so ins Rollen gekommen ist, dass wir diese Diskussion von der ärztlichen
Verantwortung ausgehend führen. Das heißt ja nicht, dass wir sie wollen,
sondern wir wollen klarmachen, dass es sie gibt und dass wir mit ihr umgehen
müssen, mit dieser externen Restriktion, die genauso öffentlich gemacht werden
muss.
Ich finde es aber zugleich höchst
bedenklich, dass von den Kostenträgern erhebliche Finanzmittel für nicht
zweckentsprechende medizinische Versorgungen aufgewendet werden, für Dinge, die
eigentlich Marketinginstrumente sind. Das sind Wellnessmaßnahmen, das sind
entsprechende Werbekampagnen. Dabei geht es um erhebliche Mittel. Nach den
Analysen von Herrn Beske vom Institut für Gesundheits-System-Forschung in Kiel,
der das ja sehr genau aufgelistet hat und im Einzelnen beschreibt, sind das
allein für die Quersubventionen, die es als Verschiebebahnhof gibt, im Jahr
45,5 Milliarden Euro, die nicht zweckgebunden medizinisch eingesetzt werden
können.
Wenn man unsinnige Maßnahmen wie
irgendwelche Yogakurse hinzurechnet, kommt man auf bis zu 30 Prozent des
Gesamtvolumens.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, deswegen finden Sie einen Antrag von mir zu dieser Thematik: Dieses
Geld muss ärztlich eingesetzt werden. Alles andere ist eine absolute
Verschwendung. Dieses Geld muss unseren Patienten zugute kommen. Das lindert
auch Not und dient der Versorgung von Patienten.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen Dank, lieber Joachim. – Der nächste Redner ist Horst Massing
aus Westfalen-Lippe.
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