PD Dr. Scholz, Hessen:
Liebe Kollegen und Kolleginnen! Herr Professor Katzenmeier, ich muss zugeben:
Es fällt dem Mediziner natürlich schwer, dem Juristen zuzuhören und ihm Glauben
zu schenken. Aber ich fand schon sehr interessant, was Sie ausgeführt haben.
Ich habe an Sie die Frage, weil wir ja nicht wie bei Faust alles studiert haben
und über alles Bescheid wissen: Wie kommt denn der Patient zu seinem Recht?
Sie haben sehr schön beschrieben:
Er steht natürlich in diesem Spannungsfeld zwischen dem sorgfältigen Handeln
und den ökonomischen Notwendigkeiten. Aber woher weiß denn der Patient, was für
ihn notwendig ist, was für ihn angemessen ist? Ich denke, es fällt doch gerade
dem Patienten am schwersten, das zu bekommen, was ihm schon jetzt zusteht. Ich
denke, wir werden in einem der Referate zur Situation der Behinderten
sicherlich hören, welche Schwierigkeiten die dort Betroffenen haben, diejenigen
Hilfsmittel zu bekommen, die ihnen eigentlich bereits jetzt zustehen. Die
Patienten wissen das oft gar nicht. Wer kann diesen Menschen helfen? Das sind
doch die Kollegen und Kolleginnen vor Ort oder in den Kliniken, die
spezialisiert sind, die dann auch noch für den Patienten kämpfen müssen gegen
die Kasse, dass er die entsprechenden Dinge bekommt.
Wer es je mit dem MDK zu tun
bekommen hat, weiß, wie lustig und angenehm diese Kollegen und Kolleginnen
sind, wenn sie die Frage stellen, ob die vorgesehene Therapie notwendig oder
angemessen ist.
Ich glaube, das ist der Punkt. Wir
brauchen gar nicht über eine kommende Rationierung und Priorisierung zu
diskutieren, sondern, liebe Kollegen und Kolleginnen, wir haben die
Rationierung doch schon längst. Wenn jemand auf einer Warteliste steht, dann
verzögert sich die Erbringung der Leistung entsprechend. In der Zwischenzeit
kann sich der Gesundheitszustand verschlechtern und das nimmt man billigend in
Kauf.
Ich finde, das ist die
Unehrlichkeit der Politik, dass sie niemals darauf hinweist, dass wir das im
Gesundheitssystem schon längst schleichend eingeführt haben, dass Prioritäten
nicht klar benannt werden.
Ich hoffe, Sie haben bei dem
Vortrag des Ministerialen in Vertretung von Frau Schmidt den Satz gehört, dass
sie von Medizin oder medizinischen Dingen keine Ahnung hätten. Das, liebe
Kollegen und Kolleginnen, sollten wir uns für die Zukunft merken, wenn wir mit
denen diskutieren, dass sie wirklich von Medizin keine Ahnung haben, wenn sie
uns etwas vorschreiben wollen.
Danke.
(Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen Dank, Andreas Scholz. – Der nächste Redner ist Christian
Henner Köhne aus Nordrhein.
|