Dr. Emminger, Bayern:
Hohes Präsidium! Meine Damen und Herren! Sehr geehrter Professor Katzenmeier,
das Verhältnis zwischen Medizin und Jurisprudenz war und ist nicht immer ganz
spannungsfrei. Ich empfinde es als wohltuend, heute mit Ihnen in einem
geschützten Rahmen in einem fast wissenschaftlichen Diskurs sprechen zu können.
Ich will ganz kurz auf ein Thema zu
sprechen kommen, das Sie in Ihrer Präsentation sehr gut dargestellt haben, das
hier aber noch gar nicht diskutiert worden ist. Sie haben die These
aufgestellt: Der rechtliche Sorgfaltsmaßstab kann die allgemeinen Grenzen im
System der Krankenversorgung nicht völlig vernachlässigen. Ich will es ein
bisschen umformulieren: der rechtlich begründete ärztliche Sorgfaltsmaßstab.
Sie haben gleichzeitig
Lösungsansätze geboten. Ich bitte Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, in der
Nacharbeit dieses Ärztetags dieses wirklich anzuschauen. Herr Katzenmeier hat
Dinge angesprochen, die uns Ärzte unmittelbar betreffen, wo wir quasi unsere
Hausaufgaben machen müssen. Das halte ich für unverzichtbar, bevor wir an die
Öffentlichkeit und die Politik herantreten. Es lohnt sich, über die Erweiterung
des ärztlichen Entscheidungsfreiraums und die Relativierung medizinischer
Behandlungsstandards zu diskutieren.
Herr Katzenmeier hat von einem
Spannungsverhältnis gesprochen. Die Spannung ist vorhanden, sie muss beseitigt
werden, auch von uns. Ich will Ihnen ein ganz kurzes Beispiel nennen. Herr
Hoppe, Sie haben in den vergangenen beiden Tagen wiederholt gesagt – ich darf
Sie zitieren –: Wahrheiten zu sagen ist notwendig. Manchmal sind Wahrheiten
auch schmerzhaft. Ich denke, das richtet sich nicht nur an die Öffentlichkeit,
sondern auch an uns.
Es gibt im Süden dieses schönen
Landes eine Stadt – das ist eine der Wahrheiten, über die wir sprechen müssen,
die für den einen oder anderen von uns schmerzhaft sein wird –, in der es mehr
Kernspintomografen gibt als in einem europäischen Land insgesamt. Es gibt in
dieser Stadt mehr Herzkathetermessplätze als in einem anderen europäischen
Land, in dem, was wir gestern gelernt haben, die Menschen die höchste
Lebenserwartung haben.
Um dem Spannungsverhältnis, von dem
Herr Katzenmeier gesprochen hat, die Spannung zu nehmen, müssen wir über diese
Dinge innerärztlich sprechen. Wir müssen innerärztlich Lösungsansätze
erarbeiten. Ich glaube, dann sind wir in der Diskussion mit der Öffentlichkeit
und der Politik einen Schritt weiter.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsident Dr.
Montgomery: Vielen herzlichen Dank, Christoph Emminger. – Der nächste
Redner ist der Kollege Ulrich Clever, Vizepräsident der Landesärztekammer
Baden-Württemberg.
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