TOP III: Der Beruf des Arztes – ein freier Beruf heute und in Zukunft

Mittwoch, 20. Mai 2009, Nachmittagssitzung

Bodendieck, Sachsen: Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ein paar kurze Worte an Herrn Kollegen Joas und Frau Professor Braun, weil mich das wirklich tief berührt. Ich danke Herrn Emminger dafür, dass er den Aspekt des mündigen Patienten aufgegriffen hat. Aber verwechseln Sie bitte nicht den mündigen Patienten mit dem informierten Patienten. Sie erinnern sich vielleicht an meinen kurzen Redebeitrag von vorhin. Da habe ich Kant zitiert. Kant schreibt eindeutig, dass der mündige Bürger – verwechseln Sie bitte nicht den mündigen Bürger mit dem mündigen Patienten – in der Lage sein muss, frei und ohne Leitung über sich und sein Wohl und Wehe zu entscheiden.

Welcher Patient wird dazu in der Lage sein, wenn er diese Vielfalt der richtigen und falschen Informationen aus dem Internet zieht und uns das dann auf den Tisch legt? Er legt es uns ja mit der Bitte um Wertung auf den Tisch. Schon das führt dazu, dass der Patient zwar informiert ist, aber nicht mündig, denn er kann es nicht entscheiden. Er fühlt sich auch nicht in der Lage, es zu entscheiden.

Das hat nichts damit zu tun, dass wir die Informationen, die der Patient aufnimmt, ablehnen. Dort müssen wir als Ärzte sicherlich noch ein Stück nachholen. So viel zu diesem Thema, das mir sehr am Herzen liegt.

Ich habe vor 14 Tagen von einer Menge Nichtärzten höherer Couleur die Hucke vollgekriegt. Da waren auch Doctores rer. pol. dabei. Sie gingen davon aus – damit komme ich zu dem Punkt, der uns eigentlich berührt –, dass wir Ärzte allein durch die ökonomische Schiene entscheiden und dass wir viel zu sehr in der Ökonomie drinstecken und aus diesem Grund unseren Beruf verfehlen und deshalb den mündigen Patienten ablehnen. Das ist falsch!

Ein Punkt, der ganz wichtig ist, der aber aus meiner Sicht in den bisherigen Referaten wenig beleuchtet wurde, ist der Aspekt Freiberuflichkeit und ärztliche Kollegialität. Das ist wichtig im Dienst der Patientenversorgung. Ich verweise Sie auf den Antrag 07. Die dort gemachten Aussagen und aufgestellten Thesen sind Thesen, die der Sächsische Ärztetag im vergangenen Jahr verabschiedet hat. Wir als Sächsische Landesärztekammer sind der Meinung, dass zum Wohle der Patientenversorgung vor allen Dingen die Kollegialität im Vordergrund stehen muss. Nur durch ärztliche Kollegialität kommt es zu einer Sicherung des Patientenwohls und der Patientenrechte. Nur so können wir unsere Verantwortung gegenüber dem Patienten wahrnehmen. Wir haben heute mehrfach gehört: Wir haben eine Verantwortung gegenüber dem Patienten. Die Kernaussagen der Thesen können Sie nachlesen. Ich bitte Sie, positiv über den Antrag zu entscheiden.

Danke schön.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Bodendieck. – Jetzt kommt Frau de Mattia aus Schleswig-Holstein. Bitte.

© Bundesärztekammer 2009