Dr. (I) Reinhardt, Westfalen-Lippe:
Sehr geehrter Herr Präsident Hoppe! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Auch
meinerseits Dank an das Präsidium, insbesondere Herrn Professor Fuchs, für die
Wahl dieses Schwerpunktthemas „freie Berufe“. Die Debatte über Rationierung und
Priorisierung fand ich im Zusammenhang mit der Allokationsproblematik bei
knappen Ressourcen eine
eher dysphorisch stimmende Debatte. Ich glaube, das spürte man auch bei diesem
Ärztetag. Das Thema freier Beruf, Gemeinwohlbezug, Selbstverständnis des freien
Berufs, Selbstbewusstsein als freier Beruf war schon ein bisschen einstimmend.
Allein dafür ein herzliches Dankeschön.
Ich danke Herrn Professor Hommerich
für seine Ausführungen. Seine Thesen waren mir aus der Zusammenarbeit im
Landesverband der freien Berufe in Nordrhein-Westfalen bekannt. Ich fand Ihren
Vortrag brillant. Der Vortrag hatte fast einen Manifestcharakter. Ich kann
allen, die diesen Vortrag heute Morgen hier gehört haben, nur raten, sich
diesen Vortrag in schriftlicher Form noch einmal zu Gemüte zu führen. Daraus
müssen wir unser Selbstwertgefühl beziehen. Ganz herzlichen Dank für diese
Thesen.
Neben den Leitbegriffen
Freiheitlichkeit und Individualität war es vor allem der Begriff der Autonomie,
der an erster Stelle eine politische Bedeutung hat. Sie haben die Gefährdung
der Autonomie durch eine Diversifizierung der Lobbygruppen betont und
festgestellt, dass in der großen Gruppe der Gesamtprofession die Menge der
umsetzbaren Interessen immer kleiner ist, als sie es in der Gruppe der Subspezifität
wäre. Das muss man erkennen, das muss man auch ertragen können, wenn man die
Autonomie des gesamten Berufsstands nicht infrage stellen möchte.
Die Sprengkraft, die im
Verteilungskampf und im Verdrängungskampf bei begrenzten Ressourcen besteht und
an der wir im Moment alle leiden, kann man nicht zugunsten der Autonomie
aufgeben. Der Autonomieverlust verläuft schleichend und kaum wahrnehmbar, aber
er hat mittelbare Auswirkungen auch auf die Gesamtgesellschaft, weil es auch
ein Verlust von Schutzfunktion gegenüber unseren Patienten bedeutet.
Dazu empfehle ich Ihnen, sich in
dem kleinen Programmheft des Deutschen Ärztetages anzuschauen, wie die Orte und
Themen der früheren Ärztetage waren. Von 1932 bis 1947 fand kein Deutscher
Ärztetag statt. Die Nationalsozialisten haben als eine ihrer ersten Maßnahmen
die gemeinsamen Selbstverwaltungen der Ärzteschaft und anderer freier Berufe
gleichgeschaltet.
Das ist der Weg, meine Damen und
Herren, auf dem wir gehen. Es geht darum, das hier und heute zu benennen.
Insofern empfehle ich Ihnen, dem Leitantrag des Vorstands und auch allen
Anträgen, die sich mit der Bedeutung und der Einheitlichkeit der
Selbstverwaltung beschäftigen, zuzustimmen.
Danke schön.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Reinhardt. – Der nächste Redner ist Herr
Bartmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein. Bitte.
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