Dr. Massing,
Westfalen-Lippe: Herr Echt-Präsident! Meine Damen und Herren! Mit der
Freiberuflichkeit laufen wir ja überall offene Türen ein: natürlich bei uns
selbst, aber auch, wie wir gestern gehört haben, bei der Politik. Da muss man
kein Wort der Verbesserung sagen.
Ich habe hier einen Antrag III-04
der Herren Kollegen Henke, Botzlar, Emminger, Gehle und anderen gelesen, zu dem
ich sprechen möchte, der sich geschickt auf das Wort „frei“ aufsetzt. Es sind
alles sehr sympathische Kollegen. Herr Gehle ist sogar aus Westfalen, besonders
wertvoll. In diesem Antrag steht: freie Arztwahl. Es sind aber alles Kollegen,
bei denen es keine freie Arztwahl gibt. Im größten Bereich unseres Arztseins,
im Krankenhaus, gibt es keine freie Arztwahl. Schauen Sie sich hier die erste
Linie an: Bei keinem haben Sie eine freie Arztwahl. Das ist also ein bisschen
tönernes Blech, die freie Arztwahl. Wir Niedergelassenen bezahlen die freie
Ärztewahl übrigens mit Überarbeit und Regress. 57 Ärzte in Westfalen in einem
Quartal aufgesucht – das entsprechende Dokument habe ich Ihnen, Herr Windhorst,
schon einmal gegeben.
Dann ist in dem Antrag auch noch
die Rede von der Selbstverwaltung als einem freiheitlichen
Organisationsprinzip. Wenn sich Herr Beck da vertut, dann kann man ihm das ja
noch nachsehen, aber wenn wir in einer Zwangsvergesellschaftung Ärztekammer –
alle müssen Mitglied sein – von einem freiheitlichen Organisationsprinzip
sprechen, dann ist das ein bisschen wackelig.
Schauen Sie, Herr Präsident und
Herr Henke, einmal auf Ihr Ergebnis bei den Kammerwahlen. Da haben wir eine
Legitimation von etwa 45 Prozent. Selbst von den Zwangsverpflichteten haben Sie
und wir eine Legitimation von 45 Prozent. So groß ist die Legitimation, die wir
hier haben, nicht. Wir sollten uns nicht immer so auf die Schulter klopfen.
(Zuruf)
– Herr Präsident, da haben Sie
Zwischenrufe. Sie sehen, dass Sie auch mit Leuten rechnen müssen, auf die Sie
nicht zählen können. Das ist nur der Ratschlag eines alternden Kollegen.
Innerhalb dieser Legitimation sind
wir auch noch bei einer Bundesärztekammer, die eine „Marburger
Bundesärztekammer“ ist. Das zum Schluss.
Ich mache mir keine Freunde. Danke.
(Vereinzelt Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Massing. Zwei kleine Bemerkungen. Der
amerikanische Präsident wird mit wesentlich weniger Wahlbeteiligung gewählt.
Das ist traurig, aber offensichtlich nicht zu ändern.
Der zweite
Punkt: Auch wenn man selber nicht frei gewählt werden kann, kann man sich doch
danach sehnen, dass es die freie Arztwahl gibt. Das ist doch zulässig.
(Beifall)
Der nächste Redner ist Herr Lipp
aus Sachsen.
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