TOP III: Der Beruf des Arztes – ein freier Beruf heute und in Zukunft

Mittwoch, 20. Mai 2009, Nachmittagssitzung

Dr. Lipp, Sachsen: Freiberuflichkeit und gute Versorgung des Patienten gehören absolut zwingend zusammen. Warum? Unser Vizepräsident Erik Bodendieck hat vorhin schon gesagt: Wir müssen beim mündigen Patienten unterscheiden, ob es sich um einen informierten Patienten handelt oder um einen wirklich schwer kranken Patienten, der zu seinem Arzt kommt, weil er mit dem Dschungel der vielen Meinungen nicht mehr zurechtkommt, der von seinem Arzt geleitet werden möchte. Auch ein Kollege, der krank ist – das wurde vorhin bereits gesagt; ob es ein Zahnarzt sein muss, sei dahingestellt –, braucht Unterstützung und Hilfe. In dem Moment, wenn ein Patient schwer krank ist, gibt es keine gleiche Augenhöhe mehr. Dann guckt der Patient seinen Arzt an und sagt: Hilf mir!

Das heißt, am Ende ist das Patient-Arzt-Verhältnis immer irgendwo paternalistisch. Es wird es auch immer bleiben. Alles andere ist ein Gutmenschendenken. Es bleibt keine gleiche Augenhöhe. Weil der Arzt dem Patienten die letzte Information gibt und dem Patienten eine Möglichkeit einräumen muss, vielleicht in einer der schwierigsten Lebenssituationen Entscheidungen treffen zu können, brauchen wir die Freiberuflichkeit, dass nicht im Hintergrund jemand steht und den Arzt beeinflusst.

Sie sagen immer wieder: Auch der Kliniker, der Betriebsarzt, der Armeearzt usw. sind freiberuflich tätig. Selbst in einem solchen Unrechtsstaat wie der DDR war es letztlich so, dass der Arzt in seiner Therapieentscheidung – abgesehen von den schlechteren Mitteln, die er hatte – frei war. Mir ist kein Fall bekannt, dass irgendjemand administrativ in eine Patientenbetreuung hineingeredet hat. Selbst dort war eine Freiberuflichkeit im Handeln gegeben.

Das versucht uns die Ulla Schmidt schlimmer als im Unrechtsstaat DDR eventuell kaputt zu machen. Das dürfen wir im Interesse unserer Patienten nicht zulassen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Lipp. – Jetzt Herr Hesse aus Bayern. Bitte.

© Bundesärztekammer 2009