TOP III: Der Beruf des Arztes – ein freier Beruf heute und in Zukunft

Mittwoch, 20. Mai 2009, Nachmittagssitzung

Hesse, Bayern: Ich verstehe im Moment nicht so ganz, welche Probleme viele mit der Mündigkeit des Patienten haben könnten. Für mich ist eine der wesentlichen Problemstellungen in der Medizin – das bedarf keiner genaueren Definition in irgendwelchen Papieren –, dass sich mehrere Menschen gegenüberstehen, beispielsweise Arzt und Ärztin auf der einen Seite, Patient und Patientin auf der anderen Seite, häufig in elementar bedrohenden Lebenslagen. Bei der Frage der Mündigkeit des Patienten kommt es nicht darauf an, dass er über dasselbe Fachwissen verfügt wie ich, sondern nur darauf, wie es Herr Joas gesagt hat, dass auf gleicher Augenhöhe von Mensch zu Mensch Ansprüche an den Arzt gestellt werden, die er erfüllen muss.

Wenn es in dem einen oder anderen Fall so ist, dass der Patient in eine Notlage kommt, die keinerlei Aufschub duldet, ist es dennoch so, dass er als Mensch auf gleicher Augenhöhe ist. Ich habe da überhaupt keinen Zweifel. Ich möchte bitte keine Diskussionen haben, die in die Benevolenz der 50er-, 60er- oder 70er-Jahre des letzten Jahrhunderts zurückführen. Ich möchte als Patient, dass ich als gleichwertiges Wesen wahrgenommen werde, dass da nicht jemand steht und über mich entscheidet.

Ich weiß, dass das nicht in allen Diskussionsbeiträgen so überspitzt gemeint war, wie ich es jetzt ausführe. Wir müssen aufpassen, was von solchen Diskussionen nach außen getragen wird. An dem mündigen Patienten, an dem Patienten, der sich informieren will und informiert, kann meines Erachtens keinerlei vernünftiger Zweifel gehegt werden, schon gar nicht auf einem Deutschen Ärztetag.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Hesse. – Jetzt Herr Junker aus Westfalen-Lippe.

© Bundesärztekammer 2009