Dr. Gräfin Vitzthum,
Baden-Württemberg: Meine Damen und Herren! Zur Versorgung Behinderter
gehört auch die Versorgung misshandelter Kinder. Seit Jahren kämpft die
Landesärztekammer Baden-Württemberg für Kinderschutzambulanzen an den 14 Kinderkliniken
des Landes. Ich habe diesen Ausschuss lange geleitet. Es gibt einen
Enquete-Beschluss der Landesregierung, solche Ambulanzen einzurichten. Bis
heute haben wir keine einzige bekommen.
Auch wenn vor der Wahl gesagt wird,
Baden-Württemberg solle ein Kinderland werden, gilt das nach der Wahl meistens
nicht mehr. Man muss die Politiker daran erinnern.
Herr Professor Seidel, Sie
beschreiben einen besonderen Bedarf und eine bedarfsgerechte Versorgung mit
Mehraufwand für Behinderte. Ich darf mit aller Bescheidenheit daran erinnern,
dass auch wir als Hausärzte, die wir Alzheimer-Patienten zu Hause versorgen,
mit einer Pauschale von 33 Euro unseren zutiefst sozialen Beruf so nehmen, wie
er ist: Wir gehen hin; wenn es sein muss, für diese 33 Euro auch einmal pro
Woche. Das heißt, die Behinderten sind auch bei uns.
(Beifall)
Noch ein Wort zum Eingehen der KVen
auf Ihren besonderen Versorgungsbedarf. Wir haben im Bereich der
baden-württembergischen KV die Diakonie in Stetten, die mit Bethel zu
vergleichen ist. Wir haben die dort arbeitenden Kollegen nach § 116 ermächtigt,
so wie Sie es auch möchten, ohne Überweisungsvorbehalt. Die Kollegen, die dort
mit Behinderten arbeiten, können eine Hausarztpauschale abrechnen. Wir sind
immer auf ihren besonderen Bedarf an Medikamenten und Arzneimitteln für
Epilepsien usw., die ja sehr teuer sind, eingegangen. Vielleicht erkundigen Sie
sich einmal in unserem Hause, wie sie es in ihrer KV machen, damit es da keine
Reibereien gibt.
Uns macht aber Folgendes Probleme –
sehen Sie und verstehen Sie dies bitte mit Augenmaß –: Die Diakonie in Stetten,
die eine hundertprozentige Tochter von Bad Boll ist, möchte jetzt ein
medizinisches Versorgungszentrum aufbauen. Wir als Hausärzte betrachten das als
eine Situation mit ungleich langen Spießen, denn dort steht ein großes
Unternehmen dahinter, während wir Hausärzte gar nicht so investieren können.
Die Hausärzte, die unter ihrem Regelleistungsvolumen darben, haben Sorge, ihre
Praxis zu verlieren.
Ich möchte, dass zwei Systeme
nebeneinanderarbeiten können und dass beide mit Augenmaß die finanzielle Basis
erhalten, um die Versorgung sozial und gerecht durchzuführen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Vizepräsidentin Dr.
Goesmann: Ich danke Ihnen. – Es folgt Herr von Ascheraden.
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