Dr. von Ascheraden,
Baden-Württemberg: Ich habe zu drei Punkten etwas zu sagen. Der erste Punkt
ist: Ich habe mit Interesse vernommen, dass in der UN-Resolution, die jetzt
auch bei uns geltendes Recht ist, ein Höchstmaß der erreichbaren Versorgung
rechtlich festgeschrieben ist. Das geht über das hinaus, was wir im SGB V
haben. Vielleicht werden sich die Juristen einmal darum kümmern müssen, wie
hier der Gleichheitsgrundsatz einmal von der anderen Seite her zu gewährleisten
ist.
Der zweite Punkt ist: Wir haben
eben schon gehört: Eine Kostenerstattung könnte durchaus erfolgen, aber dann
bräuchten wir Sonderregelungen. Ich weiß nicht, ob es gut ist, eine zentrale
Forderung hinsichtlich der Vergütung zu erheben, die von vornherein für eine
große Zahl von Menschen Sonderbedingungen erforderlich macht. Das gilt nicht
nur für die Behinderten, das gilt auch für die Suchtkranken, das gilt für die
Menschen ohne festen Wohnsitz.
Ich glaube, diejenigen, die das
System der jetzigen Honorierung und auch das System der KV in vielen Punkten zu
Recht kritisieren und ihre Abschaffung fordern, müssen sich ernsthaft fragen
lassen: Wie soll dieser Versorgungsbedarf, der im Augenblick sicher auch mit
Mängeln behaftet ist – das haben Sie zu Recht gesagt, Herr Seidel; aber es gibt
auch bessere Beispiele, wo die KVen kooperativ sind –, auch in Zukunft
sichergestellt werden?
Der dritte Punkt ist: Wir haben ein
Defizit an der Schnittstelle bei 18 Jahren, wenn die Behinderten erwachsen
werden. Die Hausärzte – es gibt viele, die sich dort sehr stark engagieren –
stehen unter einem enormen Druck ihrer Budgets, ihrer begrenzten
Gesprächsziffern, Hausbesuchsziffern usw. Hier brauchen wir, denke ich, ein
neues Konzept, das sich in der Suchttherapie etwa in kommunalen Netzwerken
schon andeutet, jedenfalls in Baden-Württemberg. Wir brauchen eine neue Form
der organisierten Kooperation zwischen Hausärzten, Fachärzten aller Couleur,
vor allem aber Neurologen, Orthopäden und Psychiatern. Wir brauchen hier ein
ähnliches Netzwerk, wie es sich in der Pädiatrie schon gebildet hat.
Ich glaube, wenn wir diese Dinge
aufnehmen, können wir ein wichtiges Ziel erreichen, dass wir uns als Ärztetag
nicht nur mit den monetären Problemen herumschlagen. Ich schlage vor, einmal zu
überlegen, ob wir ein solches Referat wie heute nicht einmal als einen Teil der
Eröffnungsveranstaltung vorsehen, weil die mediale Aufmerksamkeit dann
vielleicht eine andere wäre. Wir werden in der Zeitung doch immer nur als
diejenigen gebrandmarkt, die mehr Geld wollen, aber nicht zur Lösung der
Probleme beitragen.
Danke schön.
(Beifall)
Vizepräsidentin Dr.
Goesmann: Danke, Herr von Ascheraden. – Es folgt Herr Kollege Ramm aus
Hamburg.
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