Prof. Dr. Kahlke, Hamburg:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Entschuldigen Sie, dass ich noch ein
paar Minuten Ihrer Aufmerksamkeit in Anspruch nehme. Ich möchte nur vermeiden,
dass die Äußerung über die Spätabtreibung und über die pränatale Diagnostik mit
unterschiedlichen Empfehlungen zu kurz kommt. Ich erinnere mich an den Beitrag
von Herrn Kollegen Voigt, der vorhin sagte – das beobachten hier auch viele
andere –: Die Down-Syndrom-Kinder werden immer seltener. Bei einem
Wochenend-Ethik-Seminar, das vor einiger Zeit stattfand, war eine Familie mit
einem Down-Syndrom-Kind, das damals, glaube ich, drei Jahre alt war und
zwischen den Tagungsteilnehmern herumkrabbelte. Es war auch eine Gruppe von
Müttern mit einem Down-Syndrom-Kind anwesend. Sie gaben mir eine
Informationsmappe mit der Bitte, sie in Kollegenkreisen zu verbreiten.
Damals war es wohl noch nicht
üblich, dass in Entbindungskliniken eine Mappe mit Empfehlungen der Eltern von
Down-Syndrom-Kindern – um nur eine Gruppe von Behinderten zu nennen –
existiert. Die Elterngruppen haben vor einem größeren Publikum ihre Erfahrungen
dargelegt. Ich denke, das hat allen Beteiligten klargemacht, wie nötig es ist,
das ärztliche Menschenbild so in die Gesellschaft zu tragen, dass genau das
erfüllt wird, was nicht nur in den beiden hervorragenden Referaten, sondern
auch in den Diskussionsbeiträgen und in den Anträgen zum Ausdruck kommt: Wir
müssen es wirklich lernen, die behinderten Menschen so in die Gesellschaft zu
integrieren, dass schwangere Mütter, die ein behindertes Kind erwarten, nicht
die Angst haben müssen, alleingelassen zu werden, sodass sie nicht den
Ratschlag befolgen, das behinderte Kind nicht zur Welt kommen zu lassen.
Die Bilder in den beiden Referaten
haben mich sehr angerührt. Ich denke, das ging Ihnen auch so. Wenn man das vor
Augen hat, wird man eine Schwangere bei der pränatalen Diagnostik nicht
überreden wollen, aber man könnte sie ermutigen. Wenn diese Ermutigung von uns
allen etwas stärker erfolgt, haben wir vielleicht wieder ein kleines Stück
gewonnen.
Danke.
(Vereinzelt Beifall)
Vizepräsidentin Dr.
Goesmann: Vielen Dank, Herr Kahlke. Sie hatten das Schlusswort.
27 Rednerinnen und Redner haben in
meinen Augen fachlich hochstehend, ethisch engagiert, aber auch
berufspolitisch, honorarpolitisch und sozialpolitisch zum Thema beigetragen.
Ich finde, es war eine hochkarätige Debatte. Ihnen allen danke ich sehr dafür.
Nunmehr haben die beiden Referenten
die Möglichkeit eines Schlussworts. Die beiden Referenten haben sich darauf
geeinigt, dass zunächst Herr Peters zu uns spricht und zusammenfasst, was ihm
wichtig ist. Abschließend erhält Herr Professor Seidel das Wort, bevor wir über
die Anträge abstimmen. Zunächst also bitte Herr Peters.
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