Dr. Veelken, Berlin:
Liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Hauptteil der ärztlichen Weiterbildung,
besonders in den chirurgischen Fächern, liegt nach wie vor in den Abteilungen
der Krankenhäuser. Für jemanden, der gern und viel Weiterbildung macht, ist es
tägliche Erfahrung, dass durch den ökonomischen Druck, der im Moment in den
Kliniken herrscht, die Weiterbildung massiv leidet. Dieses liegt weniger an der
Motivation der Befugten – an denen liegt es manchmal natürlich auch; das war
schon immer so –, aber heute kommt der ökonomische Druck in einer Art und Weise
hinzu, den ich in der Begründung des Antrags V-19 zu skizzieren versucht habe.
Ich möchte das hier kurz
wiederholen. Wenn Sie einem Weiterbildungsassistenten eine große Operation
beibringen, die etwa drei bis vier Stunden dauert, dann bekommen Sie dafür je
nach Basisfallwert einen Erlös von etwa 9 000/10 000 Euro. Damit kann
man leicht rechnen. Wenn Sie einen Krankenhausträger haben, der eine moderate
Rendite von 3 bis 5 Prozent erwartet, dann bleiben beim Krankenhausträger für
eine solche Operation 250 bis 400 Euro übrig. Mehr nicht.
Jede Berechnung über Kosten im OP
geht bei der Pauschalierung davon aus, dass die OP-Minute 10 bis 15 Euro
kostet. Das heißt, wenn Sie eine große
Operation durchführen und diese dann 20 bis 30 Minuten länger dauert – das ist
nichts, wenn Sie bei einer großen Operation assistieren –, dann ist der
mögliche Profit allein durch die zusätzliche OP-Zeit aufgebraucht. Das sind
schlicht die Fakten.
Wenn eine drei- bis vierstündige OP
ganz schnell anderthalb bis zwei Stunden länger dauert, wenn Sie jemanden an
die Hand nehmen, dann bedeutet dies nichts anderes, als dass Sie vier oder fünf
solcher Operationen ohne Komplikationen auf Facharztstandard durchführen
müssen, bevor Sie einen an die Hand nehmen können. Dann haben Sie gerade einmal
ein Ergebnis von plus/minus Null. Wir denken, dass man durch die Anwendung der
Grundrechenarten zu dem Ergebnis kommen muss, dass die Forderung nach
Zuschlägen im DRG-System bzw. Umschichtungen unbedingt unterstützt werden muss.
Die Zyklen betragen bei den Chirurgen etwa fünf bis sieben Jahre. Wenn Sie
drei, vier oder fünf Jahre nicht ausreichend weitergebildeten Nachwuchs aus den
Kliniken bringen, werden wir viele, viele Jahre brauchen, das zu korrigieren.
Ich weiß, dass unser Antrag dem
Antrag des Marburger Bunds V-07 diametral entgegengesetzt ist. Mit meiner
schlichten chirurgischen Intelligenz kann ich diesen Widerspruch nicht
auflösen. Ich bitte Sie, das selber zu tun.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielen Dank. Ich finde es wichtig, dass man so etwas auch einmal
in der Öffentlichkeit darstellt, dass diese engen Raster einem wirklich Sorge
machen müssen, was die Qualität der Weiterbildung angeht, abgesehen davon, dass
diese Finanzierungsmethode ja wirklich umstritten ist. – Herr Voigt aus
Niedersachsen hat sich zu Wort gemeldet. Bitte sehr.
|