Dr.
Schwarzkopf-Steinhauser, Bayern: Sehr geehrtes Präsidium! Kolleginnen und
Kollegen! Ich spreche zum Antrag 77, zu dem Herr Joas schon gesprochen hat. Ich
halte den Einfluss der Pharmaindustrie auf das ärztliche Verordnungsverhalten
für ein eminent wichtiges Thema. Das betrifft nicht nur den ambulanten Bereich,
sondern den stationären ebenso. Auch ich arbeite im stationären Bereich. Wenn
man versucht, seine Unabhängigkeit öffentlich bekannt zu machen, steht man
unter einem enormen Druck durch die Vertreter der Pharmaindustrie, die durch
die Stationen gehen und offen proklamieren, dass man mit mir nicht
zusammenarbeiten kann, obwohl ich, denke ich, in einem bestimmten Bereich
Experte bin. So stark ist der Druck, so sind die Erfahrungen.
Es bedarf meiner Meinung nach
dringend einer unabhängigen Forschung. Wie kann das finanziert werden? Ich
denke, die Studie, die von Herrn Professor Lieb vorgelegt worden ist, zeigt
klar, wie stark die Einflussnahme ist. Wie finanziert man eine solche Forschung
bezüglich der Einflussnahme? Ich bin ein bisschen unglücklich, dass
entsprechend dem Antrag wieder Gelder von der Pharmaindustrie in den Pool
fließen sollen. Das finde ich zumindest schwierig. Ich finde es auch
unglücklich, dass jede einzelne Landesärztekammer diese Poolmittel verwalten
soll.
Ich habe die Frage an Herrn
Professor Lieb: Wie könnte man solche Gelder verwalten? Das ist ein echtes
Problem. Wenn schon die Kammer ins Spiel kommt, könnte ich mir allerhöchstens
vorstellen, dass die Arzneimittelkommission der Bundesärztekammer Einfluss
nimmt, weil dort viel Sachverstand versammelt ist. Ich bin mir nicht ganz
darüber im Klaren, wie das durchgeführt werden soll. Ich habe auch darüber
nachgedacht, ob das IQWiG so etwas leisten kann. Aber das ist etwas
emotionsbeladen. Wir brauchen irgendeine unabhängige Institution, die diese
Forschung steuert, oder Universitäten. Aber ganz entscheidend ist, dass eine
Unabhängigkeit von der Pharmaindustrie besteht. Ich glaube, die Regelung mit
den Kammern ist unglücklich.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Danke schön, Herr Schwarzkopf-Steinhauser. – Jetzt kommt Herr
Scholz aus Hessen.
|