Dr. Niemann, Hamburg:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich freue mich, dass ich Herrn Bartmann
beglückwünschen und mich bei ihm bedanken kann, dass er sich, wie ich es
empfinde, im letzten Jahr sehr gerührt hat. Ich finde, dass die
Vorstandsanträge diesmal von völlig anderer Qualität sind.
Ich habe ein gewisses Problem, weil
ich hier zwei Anträge vertrete, und zwar zum einen den Antrag VIII-74 von Professor
Kahlke. Dieser Antrag ist für mich der weitestgehende und der zentrale Antrag.
Wir haben uns zu Beginn dieses Ärztetages sehr intensiv über die
Freiberuflichkeit unterhalten. Ich habe dabei mitgenommen, dass die Essenz der
Freiberuflichkeit die geschützte Arzt-Patient-Beziehung ist. Diese abgeschirmte
Arzt-Patient-Beziehung verträgt sich meiner Meinung nach in gar keiner Weise
mit irgendwelchen zentralen Datenspeicherungen. Ich will die Argumentation
nicht wiederholen. Aber das kann nicht sein.
(Beifall)
Auch ich bin mittlerweile der
Meinung – das wird ja auch im Sachstandsbericht der Bundesärztekammer
eingeräumt –, dass selbst die ausgetrickstesten Verschlüsselungstechnologien
mit ausgetrickstesten Entschlüsselungstechnologien geknackt werden können. Es
gibt nur eine Möglichkeit, sich vor Datenmissbrauch zu schützen, nämlich die
Datenmenge möglichst kleinzuhalten. Es geht um die physikalische Unmissbrauchbarkeit
in der Fläche. Auch hier gilt: dezentrale Datenspeicherung.
Ich freue mich, dass die
elektronische Gesundheitskarte, dieses Plastikteilchen, eventuell auch so
umprogrammiert werden kann, dass man sie als Schlüssel für ein dezentrales
Speichermedium benutzen könnte. Aber ich will mich hier nicht auf technische
Dinge einlassen.
Mir geht es vor allen Dingen darum,
dass wir den Antrag 74 annehmen und dadurch deutlich sagen: So wie die bisherige
Telematikstruktur vorgesehen ist, geht es nicht.
(Vereinzelt Beifall)
Ich habe zu dem Vorstandsantrag 35,
der sich mit der Testung vor dem Online-Rollout unter dem Stichwort
„Gründlichkeit vor Schnelligkeit“ befasst, einen Änderungsantrag formuliert.
Ich möchte, wenn ich es richtig verstehe und wenn es vom Vorstand so gemeint
ist, darauf dringen, dass, wenn hier irgendetwas getestet wird, dies doch bitte
schön die Alternative ist, nämlich die dezentrale Speicherung. Sie muss
getestet werden, und zwar alternativ und gleichgewichtig. Es kann nicht sein,
dass man es von Ärztetag zu Ärztetag als Lippenbekenntnis vor sich herträgt,
die Testung aber nicht erfolgt. Dafür möchte ich mich ebenfalls aussprechen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Niemann. – Jetzt kommt Herr Junker aus
Westfalen-Lippe.
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