Eröffnungsveranstaltung

Dienstag, 11. Mai 2010, Vormittagssitzung

Detlef SittelDetlef Sittel, Zweiter Bürgermeister der Stadt Dresden: Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Tillich! Sehr geehrter Herr Bundesminister Dr. Rösler! Sehr geehrter Herr Professor Hoppe! Herr Professor Schulze! Meine Damen und Herren! Ich darf Sie recht herzlich im Namen von Oberbürgermeisterin Helma Orosz hier in Dresden willkommen heißen. Ich freue mich, dass Dresden zum wiederholten Male Gelegenheit bekommt, Ausrichter eines Deutschen Ärztetages zu sein. 1887 tagte der Deutsche Ärztetag das erste Mal in Dresden, dann wieder 1899 und zum dritten Mal 1993. Ich glaube, der zeitliche Abstand zwischen 1993 und 2010 ist groß genug, damit diejenigen, die bereits beim Deutschen Ärztetag 1993 hier waren, sehr gut sehen können, was in der Zwischenzeit in Dresden passiert ist.

Ich lade Sie herzlich ein, sich ein Bild zu machen, ob das Geld nur verprasst worden ist oder ob es nicht auch sinnvolle Investitionen gegeben hat. Man sieht, wie stark der Freistaat Sachsen insgesamt ist. Bestimmte Aufgaben werden im Freistaat Sachsen verteilt; nicht jede Stadt in Sachsen muss alles können, aber alle sächsischen Städte zusammen müssen den Freistaat Sachsen insgesamt stark machen. Ich glaube, das gelingt uns trotz mancher trennenden Diskussionen insgesamt sehr gut.

Einen besseren Einstieg als jenen unseres jungen Musikers konnte es, glaube ich, heute nicht geben, um zu verdeutlichen, was die Kunst- und Kulturstadt Dresden ausmacht. Auch wenn ich ein wenig über die Vergangenheit spreche, sollte deutlich sein, dass Gegenwart und Zukunft von genau demselben Rang sind. Insofern ist die Perspektive hervorragend.

Die Medizin hat in Dresden einen hohen Stellenwert. In einem unserer beiden städtischen Krankenhäuser, in Dresden-Friedrichstadt, ist die Verbindung zwischen Medizin und Geschichte eine außerordentliche. Es gibt in Dresden-Friedrichstadt das Chinesische und das Pompejanische Zimmer, einen barocken Festsaal und das Marcolini-Palais. Kaiser Napoleon hat 1813 im Chinesischen Zimmer mit Fürst Metternich verhandelt und dort Weltgeschichte geschrieben.

Richard Wagner hat im Marcolini-Palais seinen „Lohengrin“ vollendet. Er hat dort von 1847 bis 1849 gewirkt.

Es zeigt sich also, dass schon damals durchaus ein gewisser Bezug vorhanden war. Das Krankenhaus Dresden-Friedrichstadt wurde im Herbst 1849 eröffnet, hatte aber die ersten Patienten schon aus dem Maiaufstand zu verzeichnen.

Auch heute gibt es einen ganz berühmten „Patienten“ in Dresden-Friedrichstadt; das kann ich bei aller ärztlichen Schweigepflicht sagen. Ich meine den Neptunbrunnen. Der Neptunbrunnen ist einer der bedeutendsten europäischen Brunnen. Er wurde von Lorenzo Mattielli 1745/46 vollendet. Der Entwurf wird Zacharias Longuelune zugeschrieben. Ich erwähne diesen „Patienten“, weil dieser „Patient“ durchaus einer gewissen Hilfe bedarf. Der Förderverein für den Neptunbrunnen würde sich durchaus freuen, wenn Sie den Standort aufwerten würden.

Die lange Tradition, die es zu beschreiben gäbe, würde allerdings den zeitlichen Rahmen sprengen. Herr Professor Schulze hat bereits einige der berühmten sächsischen Ärzte genannt, die unter anderem in Dresden-Friedrichstadt gewirkt haben. Gegenstand dieses Ärztetages ist, aus einer hervorragenden Vergangenheit heraus in einer herausfordernden Gegenwart die Weichen für die Zukunft zu stellen. Diese Weichen, die für die Zukunft zu stellen sind, sind aufgrund verschiedener Einflüsse sehr herausfordernd. Das Thema der Demografie wird derzeit überall diskutiert. Es ist letztendlich ein Thema, das ganz langsam und schleichend zu uns gekommen ist. Wir müssen uns diesen Herausforderungen stellen.

Es ist ein Thema, das natürlich volkswirtschaftlich und gesundheitswirtschaftlich gesehen schwierig zu meistern ist. Wir in Dresden haben zurzeit das Glück, dass wir ein klein wenig gegen den Trend wirken. In Dresden ist die Bevölkerungsentwicklung positiv. Das ist einerseits dem Umstand geschuldet, dass wir im Jahr 2006 zum ersten Mal seit 40 Jahren einen Überschuss der Lebendgeburten über die Sterbefälle in Dresden hatten. Das darf aber nicht den Blick darauf verstellen, dass ein großer Teil des Zuwachses der Dresdener Stadtbevölkerung dem Umstand geschuldet ist, dass die Menschen aus dem sächsischen Umland nach Dresden ziehen. Aber ich glaube, Herr Ministerpräsident, dass wir uns einig darin sind, dass es besser ist, die Menschen ziehen aus der Oberlausitz nach Dresden als ganz aus Sachsen weg. Der gesamte Freistaat ist so schön, dass die Menschen nicht nur in Chemnitz, Leipzig oder Dresden wohnen sollen.

Wir glauben, für die Stadt Dresden im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit wichtige Weichenstellungen vorgenommen zu haben. Eine dieser Weichenstellungen war vor einigen Jahren die Entschuldung der Stadt. Aus dem unmittelbaren kommunalen Haushalt wurden alle Schulden getilgt. Wir können das Geld, das wir bis dahin für Zins- und Tilgungsleistungen aufwenden mussten, nunmehr investieren. Leider gibt es aktuelle Entwicklungen, die nicht vorrangig von Dresden geprägt sind, die das etwas schwierig machen. Ich will damit nur verdeutlichen, dass es ein wichtiges Thema jeglicher Zukunftsdiskussion ist, welche Aufgaben wir jetzt meistern und welche Aufgaben wir an zukünftige Generationen weitergeben. Meine vier Kinder – das älteste Kind ist inzwischen 16 Jahre alt – sind noch nicht so in die Diskussion eingestiegen, dass sie mir ständig die Frage stellen: Wie funktioniert das mit den Schulden? Je größer die Schlagzeilen in den Zeitungen darüber werden, was heutzutage alles über Schulden finanziert wird, desto stärker wird die Nachfrage. Hier erleben wir ein sehr schwieriges Spannungsfeld, das wir meistern müssen.

„Schuldenfrei“ heißt natürlich noch nicht „reich“, auch wenn es durchaus ein Ziel ist, vielleicht etwas wohlhabender zu werden. Ich glaube, das ist ein Punkt, der jegliche Haushaltspolitik besonders prägt. Gerade wenn man das Ziel hat, einen solchen Status zu erhalten, ist das Setzen von Prioritäten eine ganz besondere Aufgabe. Herr Bundesgesundheitsminister, ich beneide Sie nicht um die vielen Veranstaltungen, auf denen die Vertreter unterschiedlicher Interessengruppen ihre persönliche Vorstellungen von einer gelungenen Gesundheitsreform präsentieren. Jeder glaubt, ein Patentrezept zu haben. Aber in dieses Thema will ich nicht weiter einsteigen, sondern nur den kleinen Schlenker machen, dass wir als Träger von zwei städtischen Krankenhäusern – in Dresden-Neustadt und in Dresden-Friedrichstadt – natürlich hoffen, dass leistungsfähige kommunale Krankenhäuser in der künftigen Gesundheitswirtschaft in Deutschland dabei sind;

(Beifall)

denn gerade das eben angesprochene Thema der medizinischen Ethik ist eines, dass mich schon sehr bewegt. Wir möchten uns dem Wettbewerb stellen. Der Wettbewerb ist aber nicht nur ein ökonomischer, er ist auch ein medizinischer und ein ethischer. Wir sind gut aufgestellt und frohen Mutes, dass wir es schaffen.

Ich gehe davon aus, dass Sie sich in den vergangenen Tagen auch mit der Frage beschäftigt haben, was Sie außer dem Tagungsprogramm machen, wenn Sie in Dresden sind. Ich darf mich sehr herzlich bei den Organisatoren dafür bedanken, dass sie ein so intensives Programm gestrickt haben, dass niemand wirklich alles schaffen kann. Genau das wünschen wir uns, dass Sie mit diesem einen Besuch nicht alle Programmpunkte abgearbeitet haben, sondern dass Sie Ihren Rückweg dazu nutzen, sich zu überlegen, wann und mit welchen Freunden und Verwandten Sie das nächste Mal nach Dresden, nach Sachsen kommen und uns wieder mit Ihrer Anwesenheit erfreuen.

Ihrer Tagung wünsche ich einen guten Verlauf.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit.

(Beifall)

(Musikalisches Intermezzo: Johnny Green: Jazzballade „Body and Soul“)

© Bundesärztekammer 2010