TOP I: Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik

Dienstag, 11. Mai 2010, Nachmittagssitzung

Dr. Dietsche, Baden-Württemberg: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Der Hausarztmangel ist ein Schlagwort, das in den letzten Wochen in aller Munde ist, das in den Presseveröffentlichungen ständig vorkommt und vom Ministerium entsprechend erkannt wird. Es ist sicher ein zentrales Problem. Mir wurde heute berichtet, im Frühstücksfernsehen sei gemeldet worden, der Deutsche Ärztetag befasse sich mit einer Verbesserung der hausärztlichen Honorierung. Das wäre ja schön, aber in dieser Richtung habe ich bisher noch nichts gehört.

Ich möchte auf den Vorstandsantrag eingehen. Dort heißt es im letzten Absatz auf Seite 1:

Die bereits jetzt schon bestehende Unterversorgung in ländlichen Regionen betrifft insbesondere ältere, chronisch und mehrfach erkrankte Patienten und wird sich in den kommenden Jahren dramatisch verschärfen …

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Es ist lediglich die Frage zu stellen: Wer versorgt dieses Patientenklientel in den ländlichen Regionen schwerpunktmäßig? Das sind wohl ohne Zweifel die Hausärztinnen und Hausärzte.

Es fällt auf, dass im Antrag I, das wurde vorhin bereits erwähnt, das Wort „Hausarzt“ nicht ein einziges Mal vorkommt. Ich denke also, dass es Sinn macht, da nachzubessern.

Die Frage, die in letzter Zeit überhaupt nicht gestellt wurde, auch in diesem Antrag nicht, lautet: Warum gibt es eigentlich einen Hausärztemangel? Warum gab es vor 20 Jahren genügend Hausärzte? Warum gibt es heute einen Hausärztemangel? Ich denke, das ist ein wichtiger Schlüssel, um für dieses Problem eine Lösung zu finden.

Da gibt es eine ganz einfache Antwort: Die Honorarpolitik des KV-Systems der letzten 20 Jahre hat dazu geführt, dass mittlerweile sich keine junge Kollegin und kein junger Kollege mehr auf dem Land niederlassen will. So einfach ist die Welt!

(Beifall)

Damit kommen wir zu der Frage: Wie können wir diesen drohenden Mangel zeitnah und attraktiv bekämpfen? Ich finde die in dem Antrag enthaltenen Vorschläge sehr gehaltvoll: Wir bekämpfen den Ärztemangel, indem wir die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Arbeitsbedingungen in der Praxis im Rahmen der Selektivverträge schnell, nachhaltig und sehr drastisch verbessern. Das ist einer der Lösungswege, um dem Hausarztmangel kurzfristig zu begegnen.

Schließlich noch ein Wort zu Herrn Crusius. Auch wenn er gestern bei der KBV brav mitgeschrieben hat, so sind die Behauptungen, die dort aufgestellt wurden, heute auch nicht wahrer.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Vielen Dank, Herr Dietsche. – Als geladener Gast ist Herr David Herr vom bmvd zu uns gekommen. Ich darf ihm das Wort erteilen. Bitte schön, Herr Kollege Herr.

© Bundesärztekammer 2010