Dr. Emminger, Bayern:
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Lassen Sie mich am Anfang
sagen: Ich bin dem Kollegen Möhrle für seine Worte während der
Eröffnungsveranstaltung sehr dankbar, weil er auf einen ganz wichtigen Punkt
hingewiesen hat. Darauf will ich noch zurückkommen.
Hohes Präsidium, ich habe die
bisherige Diskussion sehr sorgfältig verfolgt und immer wieder im
Vorstandsantrag nachgelesen. Ich habe dabei unter anderem dokumentiert: 35
Minuten nach Beginn dieses Ärztetages waren wir bei dem Thema angelangt, von
dem viele gesagt haben, darüber wollten wir uns nicht unterhalten. Gemeint war
das Geld. Wenn ich den Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer lese, bin ich
überrascht – das sage ich als Klinikarzt ganz deutlich –, dass der Begriff
Krankenhaus oder gar Krankenhausärzte in diesem Antrag nur dreimal vorkommt.
Ich möchte Sie an Folgendes
erinnern: Wenn Sie sich die Statistik der Bundesärztekammer anschauen, sehen
Sie, dass immerhin 153 000 Ärzte im stationären Bereich arbeiten und
138 000 im ambulanten Bereich. Ich will hier keine Gegensätze aufbauen,
will aber sagen, dass der Tagesordnungspunkt I „Gesundheits-, Sozial- und
ärztliche Berufspolitik“ erschreckenderweise die Situation der Krankenhausärzte
und der Krankenhäuser, in denen diese Ärzte arbeiten, nur am Rande behandelt.
(Vereinzelt Beifall)
Auf Seite 4 dieses sechsseitigen
Antrags könnte man immerhin acht Zeilen unter dem Aspekt einer Steigerung der
Attraktivität der kurativen ärztlichen Tätigkeit subsumieren. Da könnte man
vielleicht einen Bezug zur stationären Tätigkeit feststellen. Ansonsten finden
unter dem Aspekt der ärztlichen Berufspolitik das Krankenhaus und die dort
tätigen Ärzte erschreckend wenig Berücksichtigung.
Ich bin – das will ich noch einmal
sagen – Herrn Möhrle für seine Ausführungen dankbar, weil ich seinen Beitrag so
verstanden habe, dass wir eine ganz vorrangige Aufgabe haben, die unabhängig
ist von Markt, Ökonomie, Wettbewerb und Gewinnmaximierung: Wir haben Patienten
zu versorgen.
Natürlich war die Charmeoffensive
unseres Gesundheitsministers schön, gut, bezeichnend. Aber wir dürfen eines
nicht vergessen: Für ihn und die Partei, die er vertritt, stehen Markt,
Wettbewerb und Ökonomie ganz im Vordergrund. Das gilt auch für die Kliniken.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
lassen Sie uns auf diesem Ärztetag auch noch einen kurzen Blick auf die
Kernaufgaben unserer Tätigkeit richten und nicht nur auf die landläufigen
Begriffe von Markt, Ökonomie und Wettbewerb.
Unter diesem Aspekt, Herr Präsident,
bin ich etwas enttäuscht über Ihren Antrag, auch wenn er sechs Seiten lang ist.
Er hat wichtige Bestandteile unserer Tätigkeit schlicht und ergreifend nicht
beachtet.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank. Aber für manches gibt es ja auch den Marburger
Bund. – Jetzt bitte Herr Dietrich aus Nordrhein.
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