Dr. Rothe-Kirchberger,
Baden-Württemberg: Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und
Kollegen! Ich möchte mich sowohl auf die Reden unseres Präsidenten und von
Herrn Rösler als auch auf den Antrag I-01 beziehen. Ich möchte einen Aspekt
hervorheben, der aus psychosomatischer Sicht nicht unwidersprochen bleiben
kann. Es geht um die sogenannte Eigenverantwortlichkeit der Patienten als Basis
für die favorisierten Wahltarife und sozialverträgliche Selbstbehalttarife.
Diese Idee der Eigenverantwortung basiert aus unserer Sicht auf einem vereinfachten
verhaltenstherapeutischen Modell, das sowohl psychoanalytischem Grundwissen als
auch neuen neurobiologischen Erkenntnissen widerspricht, wonach die Menschen
ihr Verhalten nicht ausschließlich auf eine bewusste rationale Ebene gründen,
sondern vielmehr andere Bereiche des unteren limbischen Systems eine große
Rolle spielen, die auf diese Art und Weise nicht erreicht werden.
Ich möchte darauf hinweisen, dass
es neben dieser bewussten Ebene andere Ebenen gibt, die sehr wohl im Rahmen der
bereits erwähnten Wichtigkeit der Arzt-Patient-Beziehung Berücksichtigung
finden müssen.
Ich habe mich sehr gefreut, Herr
Hoppe, dass Sie heute Morgen darauf hingewiesen haben, dass es nicht sinnvoll
ist, nur auf die vordergründigen Symptome, nämlich Suizidalität, hinzuweisen,
sondern dass geschaut werden muss, was dahintersteckt, nämlich die
Depressivität.
Ich möchte diesen Aspekt ein
bisschen kritisieren und zu einer vertieften Betrachtungsweise anregen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Frau Kollegin Rothe-Kirchberger. – Jetzt noch
einmal Herr Michaelis aus Thüringen.
|