Prof. Dr. Griebenow,
Nordrhein: Frau Vizepräsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich
denke, fünf Jahre nach dem Start der Förderinitiative kann man zunächst einmal
positiv festhalten, dass die Arbeit auf ein breites Echo gestoßen ist. Es ist
gelungen, sämtliche Themenfelder zu besetzen. Das Echo kam insbesondere aus dem
Bereich der Universitäten. Ich glaube, allein das ist schon ein sehr großer
Erfolg, wenn man bedenkt, dass auch heute noch Lehrstühle eher mit einem
Molekularforscher als mit einem Kliniker besetzt werden. Ich glaube, es ist
sehr positiv, dass in den Universitätskliniken dieses Interesse an der
Versorgungsforschung besteht.
So viel zur positiven strategischen
Bewertung. Bei der inhaltlichen Bewertung sind aus meiner Sicht zwei Fragen zu
klären: Erstens. Ist in diesen Vorhaben etwas reproduziert worden, was bereits
an anderer Stelle bearbeitet und möglicherweise auch bereits beantwortet worden
ist? Zweitens. Haben diese Untersuchungen wirklich die letzte Wurzel, die
letzten Gründe freigelegt, warum Dinge sind, wie sie sind? Um in der Sprache
von Herrn Botzlar zu sprechen: Sind dort weitere Haselnüsse von den vielen auf
dem Boden des Waldes gefunden worden oder ist man zu den Trüffeln in der Tiefe
der Erde vorgedrungen?
Ich möchte ein Beispiel nennen. Im
Rahmen einer Studie sind 240 Patienten mit Herzinsuffizienz untersucht worden.
Das ist sicherlich zunächst einmal eine Haselnuss und bleibt eine Haselnuss,
weil beispielsweise das Würzburger Herzinsuffizienzregister bereits drei- bis
viermal mehr Patienten untersucht hat. Wir in Nordrhein überschauen aus dem Disease-Management-Programm
„Koronare Herzkrankheit“ etwa 15 000 herzinsuffiziente Patienten.
In dieser Untersuchung ist
weiterhin geprüft worden, ob ein Remindersystem die Verordnungshäufigkeiten
positiv beeinflusst hat. Das war der Fall. Das addiert einen weiteren positiven
Befund zum Einsatz von Remindersystemen in einer insgesamt schon bekannten
heterogenen Datenlage zum Einsatz solcher Systeme zwecks Steigerung der
Therapieeffektivität.
Wie muss man sich nun vorstellen,
wie der Trüffel an dieser Stelle aussehen könnte? Ich glaube, es wird keinen
Trüffel geben, wenn wir ihn uns nicht selber züchten. Das Interessante ist:
Gleichgültig ob Sie die erwähnten 240 Patienten nehmen oder die 15 000
Patienten aus Nordrhein, es bleiben immer 20 bis 30 Prozent übrig, die nicht
leitliniengerecht therapiert werden. Die Frage stellt sich: Warum ist das so?
Liegt es am Arzt? Hat er es vergessen? Weiß er es nicht? Liegt es am System,
weil die Therapie vielleicht zu teuer ist? Oder liegt es am Patienten?
Ich glaube, nach der Phase der
unspezifischen Einladung muss jetzt die Phase kommen, in der wir die Projekte
mit konkreten Fragen behaften. Anderenfalls werden sie sozusagen nicht
genehmigt. Dazu wird die integrierte Betrachtung unter Einschluss des
wirtschaftlichen Aspekts und des Patienten, insbesondere der
Patienten-Compliance, gehören.
Schönen Dank.
(Beifall)
Vizepräsidentin Dr. Goesmann:
Vielen Dank, Herr Griebenow. – Als nächster Redner Herr Professor Schwantes aus
Brandenburg.
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