Dr. Hoffert, Berlin:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, dem Antrag des Vorstands
zur (Muster-)Weiterbildungsordnung, hier speziell zur Wiedereinführung des
Gebiets Allgemeinmedizin, zuzustimmen. In Rostock konnten wir noch hoffen, den
Dualismus in der hausärztlichen Versorgung zu überwinden, also das
Nebeneinander von Allgemeinmedizin und Hausarztinternisten zu erreichen. Sie
wissen: Wir haben damals mit größten Bauchschmerzen einem Kompromiss zugestimmt.
Das Koch’sche Modell hatte etwas
Überzeugendes, obwohl klar war, dass das gemeinsame Gebiet Innere und
Allgemeinmedizin zwei ganz unterschiedliche sozialrechtliche Versorgungsebenen
in einen Topf wirft, nämlich die hausärztliche und die fachärztliche
Versorgung. Der Gesetzgeber hatte diese beiden Ebenen ja schon vor Jahren
getrennt.
Auch die Frage der Bezeichnung
„Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin“ hätte gelöst werden können. Die
Bezeichnung darf bis heute nicht geführt werden, weil sie in Brüssel für den
Hausarzt nicht notifiziert ist. Das wäre aber kein Hindernis gewesen, wenn alle
Landesärztekammern gleichzeitig den neuen Facharzt eingeführt hätten. Ja, wenn
das Wörtchen „wenn“ nicht wär!
Aber wir liefen dann in die
Föderalismusfalle. Fünf Landesärztekammern haben den Kompromiss nicht getragen.
Über Münster will ich erst gar nicht sprechen.
Die Frage, die sich nicht nur mir,
sondern den Kollegen draußen in Deutschland stellt, lautet: Macht ein föderales
System bezüglich der Weiterbildung von Ärzten Sinn? Müssen Menschen in
Schleswig-Holstein anders behandelt werden als in Bayern? Gibt es in der
Morbidität unterschiedliche Weiterbildungen der Ärzte, die das rechtfertigen?
Von den unterschiedlichen Vergütungen für gleiche Behandlungen in Bayern oder
in Schleswig-Holstein will ich gar nicht reden.
Ist es sinnvoll, unterschiedliche
Weiterbildungsordnungen zu schaffen? Führen wir uns damit nicht selbst ad
absurdum? Ist es nicht gerade die Aufgabe von Ärztetagen, die negativen
Auswirkungen des Föderalismus zu verhindern?
Wir müssen Konsequenzen aus dem
Scheitern von Rostock bezüglich der Hausarztmedizin ziehen: zunächst einmal ein
geordneter Rückzug auf die Position vor Rostock, aber dann – noch wichtiger –
müssen wir Verbindlichkeit bei der Umsetzung von beschlossenen
(Muster-)Weiterbildungsordnungen schaffen.
Ich danke Ihnen.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Hoffert. – Als nächster Redner Herr Kollege
Dr. Nowak aus Hessen.
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