TOP III: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 13. Mai 2010, Vormittagssitzung

Dr. Hoffert, Berlin: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich bitte Sie, dem Antrag des Vorstands zur (Muster-)Weiterbildungsordnung, hier speziell zur Wiedereinführung des Gebiets Allgemeinmedizin, zuzustimmen. In Rostock konnten wir noch hoffen, den Dualismus in der hausärztlichen Versorgung zu überwinden, also das Nebeneinander von Allgemeinmedizin und Hausarztinternisten zu erreichen. Sie wissen: Wir haben damals mit größten Bauchschmerzen einem Kompromiss zugestimmt.

Das Koch’sche Modell hatte etwas Überzeugendes, obwohl klar war, dass das gemeinsame Gebiet Innere und Allgemeinmedizin zwei ganz unterschiedliche sozialrechtliche Versorgungsebenen in einen Topf wirft, nämlich die hausärztliche und die fachärztliche Versorgung. Der Gesetzgeber hatte diese beiden Ebenen ja schon vor Jahren getrennt.

Auch die Frage der Bezeichnung „Facharzt für Innere und Allgemeinmedizin“ hätte gelöst werden können. Die Bezeichnung darf bis heute nicht geführt werden, weil sie in Brüssel für den Hausarzt nicht notifiziert ist. Das wäre aber kein Hindernis gewesen, wenn alle Landesärztekammern gleichzeitig den neuen Facharzt eingeführt hätten. Ja, wenn das Wörtchen „wenn“ nicht wär!

Aber wir liefen dann in die Föderalismusfalle. Fünf Landesärztekammern haben den Kompromiss nicht getragen. Über Münster will ich erst gar nicht sprechen.

Die Frage, die sich nicht nur mir, sondern den Kollegen draußen in Deutschland stellt, lautet: Macht ein föderales System bezüglich der Weiterbildung von Ärzten Sinn? Müssen Menschen in Schleswig-Holstein anders behandelt werden als in Bayern? Gibt es in der Morbidität unterschiedliche Weiterbildungen der Ärzte, die das rechtfertigen? Von den unterschiedlichen Vergütungen für gleiche Behandlungen in Bayern oder in Schleswig-Holstein will ich gar nicht reden.

Ist es sinnvoll, unterschiedliche Weiterbildungsordnungen zu schaffen? Führen wir uns damit nicht selbst ad absurdum? Ist es nicht gerade die Aufgabe von Ärztetagen, die negativen Auswirkungen des Föderalismus zu verhindern?

Wir müssen Konsequenzen aus dem Scheitern von Rostock bezüglich der Hausarztmedizin ziehen: zunächst einmal ein geordneter Rückzug auf die Position vor Rostock, aber dann – noch wichtiger – müssen wir Verbindlichkeit bei der Umsetzung von beschlossenen (Muster-)Weiterbildungsordnungen schaffen.

Ich danke Ihnen.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Hoffert. – Als nächster Redner Herr Kollege Dr. Nowak aus Hessen.

© Bundesärztekammer 2010