Dr. Dehnst,
Westfalen-Lippe: Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und
Kollegen! Ich möchte zur allgemeinen Chirurgie sprechen. Im Vorfeld des
Ärztetages ist eine Initiative der chirurgischen Fachgesellschaften und des
Berufsverbands gestartet worden, eine substanzielle Änderung in diesem großen
chirurgischen Fach vorzunehmen. Es soll einerseits die Allgemeinchirurgie mit
der Viszeralchirurgie verschmolzen werden, zum anderen sollen die
unfallchirurgischen Inhalte aus der Allgemeinchirurgie entfernt werden. Man
stützt sich dabei auf eine Untersuchung, die in Wirklichkeit nicht misst, was
sie zu messen vorgibt. Es wird behauptet, dass die Versorgungsrealität so sei,
dass bereits in 75 Prozent aller Krankenhäuser eine derartige Teilung vollzogen
sei.
In Wirklichkeit ist es aber so,
dass in dieser Untersuchung nur sehr schwammige Kriterien herangezogen worden
sind. Insgesamt gibt es acht Kriterien, die feststellen sollten, ob eine
Teilung in einem Krankenhaus vorliegt. Unter anderem wurde erfragt, ob die viszeralchirurgischen
und die unfallchirurgischen Patienten in unterschiedlichen Stationen
untergebracht sind. Dies kann doch nicht der Indikator dafür sein, dass man die
Abteilungen geteilt hat!
Die Untersuchungen in
Westfalen-Lippe haben gezeigt, dass die Versorgungsrealität ganz anders
aussieht. Es gibt weit mehr allgemeinchirurgische Abteilungen, in denen sowohl
die viszeralchirurgischen als auch die unfallchirurgischen Inhalte abgebildet
sind.
Herrn Lutz möchte ich antworten:
Die meisten Gallen werden immer noch in allgemeinchirurgischen Abteilungen
operiert, es werden immer noch die meisten Hüften in allgemeinchirurgischen
Abteilungen versorgt.
Wenn wir der Empfehlung der
Berufsverbände folgten, würden wir die Situation noch verschärfen. Wir wissen:
Wir haben einen Ärztemangel, der besonders die chirurgischen Fächer trifft. Nur
noch 5 Prozent – oder eher weniger – der Studenten haben die Absicht, sich in
die Chirurgie zu bewegen. In der Chirurgie selber haben wir ein rapides Gefälle
weg von der Viszeralchirurgie hin zur Unfallchirurgie. Wenn wir die
unfallchirurgischen Inhalte aus der Allgemeinchirurgie streichen, werden wir
die Allgemeinchirurgie – oder wie sie dann heißen wird: Allgemein- und Viszeralchirurgie
– vollkommen veröden lassen.
Deswegen appelliere ich an Sie, bei
Ihren Abstimmungen das Fach der allgemeinen Chirurgie mit unfallchirurgischen
Inhalten unbedingt im Interesse der Versorgung und unseres Nachwuchses zu
erhalten.
Vielen Dank.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Danke schön. – Der nächste Redner ist Herr Kollege Bilger aus
Baden-Württemberg.
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