TOP III: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Mittwoch, 12. Mai 2010, Vormittagssitzung

Dr. Dehnst, Westfalen-Lippe: Sehr geehrter Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zur allgemeinen Chirurgie sprechen. Im Vorfeld des Ärztetages ist eine Initiative der chirurgischen Fachgesellschaften und des Berufsverbands gestartet worden, eine substanzielle Änderung in diesem großen chirurgischen Fach vorzunehmen. Es soll einerseits die Allgemeinchirurgie mit der Viszeralchirurgie verschmolzen werden, zum anderen sollen die unfallchirurgischen Inhalte aus der Allgemeinchirurgie entfernt werden. Man stützt sich dabei auf eine Untersuchung, die in Wirklichkeit nicht misst, was sie zu messen vorgibt. Es wird behauptet, dass die Versorgungsrealität so sei, dass bereits in 75 Prozent aller Krankenhäuser eine derartige Teilung vollzogen sei.

In Wirklichkeit ist es aber so, dass in dieser Untersuchung nur sehr schwammige Kriterien herangezogen worden sind. Insgesamt gibt es acht Kriterien, die feststellen sollten, ob eine Teilung in einem Krankenhaus vorliegt. Unter anderem wurde erfragt, ob die viszeralchirurgischen und die unfallchirurgischen Patienten in unterschiedlichen Stationen untergebracht sind. Dies kann doch nicht der Indikator dafür sein, dass man die Abteilungen geteilt hat!

Die Untersuchungen in Westfalen-Lippe haben gezeigt, dass die Versorgungsrealität ganz anders aussieht. Es gibt weit mehr allgemeinchirurgische Abteilungen, in denen sowohl die viszeralchirurgischen als auch die unfallchirurgischen Inhalte abgebildet sind.

Herrn Lutz möchte ich antworten: Die meisten Gallen werden immer noch in allgemeinchirurgischen Abteilungen operiert, es werden immer noch die meisten Hüften in allgemeinchirurgischen Abteilungen versorgt.

Wenn wir der Empfehlung der Berufsverbände folgten, würden wir die Situation noch verschärfen. Wir wissen: Wir haben einen Ärztemangel, der besonders die chirurgischen Fächer trifft. Nur noch 5 Prozent – oder eher weniger – der Studenten haben die Absicht, sich in die Chirurgie zu bewegen. In der Chirurgie selber haben wir ein rapides Gefälle weg von der Viszeralchirurgie hin zur Unfallchirurgie. Wenn wir die unfallchirurgischen Inhalte aus der Allgemeinchirurgie streichen, werden wir die Allgemeinchirurgie – oder wie sie dann heißen wird: Allgemein- und Viszeralchirurgie – vollkommen veröden lassen.

Deswegen appelliere ich an Sie, bei Ihren Abstimmungen das Fach der allgemeinen Chirurgie mit unfallchirurgischen Inhalten unbedingt im Interesse der Versorgung und unseres Nachwuchses zu erhalten.

Vielen Dank.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Danke schön. – Der nächste Redner ist Herr Kollege Bilger aus Baden-Württemberg.

© Bundesärztekammer 2010