TOP III: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 13. Mai 2010, Vormittagssitzung

Dr. Gehle, Westfalen-Lippe: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zur Evaluation und zur Weiterentwicklung der (Muster-)­Weiterbildungsordnung sprechen und damit quasi auch über viele grundlegende Anträge, die auch meinen Namen mit tragen. Zunächst einmal möchte ich, anders als das oft geschieht, mit der schlechten Nachricht beginnen. Die Arbeitsbedingungen, unter denen in Deutschland weitergebildet wird, sind für Weiterbildungsbefugte und Weiterzubildende weiterhin mit die schlechtesten in Europa und in der Welt. Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Ergebnis der Evaluation und eine Katastrophe.

(Beifall)

Die gute Nachricht ist allerdings – und das wundert uns alle nicht –: Der deutsche Facharzt ist international begehrt. Während Kollegen aus anderen Ländern durchaus nach einer Probezeit von sechs Monaten aus europäischen Ländern wieder nach Hause geschickt werden, passiert das mit deutschen Kollegen eigentlich nie. Wir bilden einen hochkompetenten guten Facharzt aus. Das ist den Deutschen Ärztetagen in der Vergangenheit, den vielen Gremien und allen, die dort gearbeitet haben, zu verdanken. Ich bedanke mich dafür ausdrücklich. Ich glaube, das wichtigste Signal, das von diesem Deutschen Ärztetag ausgehen sollte, ist, dass das auch weiterhin so bleibt.

(Beifall)

Anders als sonst in Europa kann sich jeder Weiterzubildende seine Weiterbildung aussuchen. Wir haben kein beschränktes System. Wir sagen jemandem, der Plastischer Chirurg werden will, nicht: Das darfst du nicht, weil wir nur 20 Weiterbildungsstellen haben. So ist das beispielsweise in Frankreich der Fall. Das haben wir alle gemeinsam geschafft. Das sollten wir weiter erhalten.

(Beifall)

Einzigartig in Deutschland ist auch Folgendes: Wir haben eine Evaluation durchgeführt, an der sich 18 000 Assistenten beteiligt haben. Das ist eine außerordentlich große Menge an Menschen, die hier etwas getan haben. Hinzu kommen Tausende Weiterbilder, die sich beteiligt haben.

Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist der richtige Weg. Wir müssen den Kollegen draußen sagen: Ihr müsst kritisch fortfahren. Deswegen brauchen wir eine Weiterentwicklung der Evaluation. Das habe ich in vielen Anträgen niedergelegt.

Wir haben auf dem vorjährigen Deutschen Ärztetag beschlossen, dass die Landesärztekammern die Ergebnisse der Evaluation umsetzen. Das müssen sie jetzt tun. Sie müssen in den Dialog vor Ort eintreten. Ich bitte herzlichst darum, dass wir ihnen das mit auf den Weg geben.

Schließlich brauchen wir dringend eine Weiterentwicklung und kritische Novellierung der Weiterbildungsordnung, wie es auch in vielen Anträgen gefordert wird. Vielleicht geht es in die modulare Richtung. Auf jeden Fall müssen wir den Weg weitergehen, um uns ein selbstbestimmtes Berufsbild zu erhalten.

Danke.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank. Die Freiheit der Berufswahl ist in Artikel 12 des Grundgesetzes niedergelegt. – Das Wort hat jetzt Herr Professor Hahn aus Bayern.

© Bundesärztekammer 2010