Dr. Gehle,
Westfalen-Lippe: Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kolleginnen und
Kollegen! Ich möchte zur Evaluation und zur Weiterentwicklung der (Muster-)Weiterbildungsordnung
sprechen und damit quasi auch über viele grundlegende Anträge, die auch meinen
Namen mit tragen. Zunächst einmal möchte ich, anders als das oft geschieht, mit
der schlechten Nachricht beginnen. Die Arbeitsbedingungen, unter denen in
Deutschland weitergebildet wird, sind für Weiterbildungsbefugte und
Weiterzubildende weiterhin mit die schlechtesten in Europa und in der Welt.
Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, ist ein Ergebnis der Evaluation und eine
Katastrophe.
(Beifall)
Die gute Nachricht ist allerdings –
und das wundert uns alle nicht –: Der deutsche Facharzt ist international
begehrt. Während Kollegen aus anderen Ländern durchaus nach einer Probezeit von
sechs Monaten aus europäischen Ländern wieder nach Hause geschickt werden,
passiert das mit deutschen Kollegen eigentlich nie. Wir bilden einen
hochkompetenten guten Facharzt aus. Das ist den Deutschen Ärztetagen in der
Vergangenheit, den vielen Gremien und allen, die dort gearbeitet haben, zu
verdanken. Ich bedanke mich dafür ausdrücklich. Ich glaube, das wichtigste
Signal, das von diesem Deutschen Ärztetag ausgehen sollte, ist, dass das auch
weiterhin so bleibt.
(Beifall)
Anders als sonst in Europa kann
sich jeder Weiterzubildende seine Weiterbildung aussuchen. Wir haben kein
beschränktes System. Wir sagen jemandem, der Plastischer Chirurg werden will,
nicht: Das darfst du nicht, weil wir nur 20 Weiterbildungsstellen haben. So ist
das beispielsweise in Frankreich der Fall. Das haben wir alle gemeinsam
geschafft. Das sollten wir weiter erhalten.
(Beifall)
Einzigartig in Deutschland
ist auch Folgendes: Wir haben eine Evaluation durchgeführt, an der sich
18 000 Assistenten beteiligt haben. Das ist eine außerordentlich große
Menge an Menschen, die hier etwas getan haben. Hinzu kommen Tausende
Weiterbilder, die sich beteiligt haben.
Das, liebe Kolleginnen und
Kollegen, ist der richtige Weg. Wir müssen den Kollegen draußen sagen: Ihr
müsst kritisch fortfahren. Deswegen brauchen wir eine Weiterentwicklung der
Evaluation. Das habe ich in vielen Anträgen niedergelegt.
Wir haben auf dem vorjährigen
Deutschen Ärztetag beschlossen, dass die Landesärztekammern die Ergebnisse der
Evaluation umsetzen. Das müssen sie jetzt tun. Sie müssen in den Dialog vor Ort
eintreten. Ich bitte herzlichst darum, dass wir ihnen das mit auf den Weg
geben.
Schließlich brauchen wir dringend
eine Weiterentwicklung und kritische Novellierung der Weiterbildungsordnung,
wie es auch in vielen Anträgen gefordert wird. Vielleicht geht es in die
modulare Richtung. Auf jeden Fall müssen wir den Weg weitergehen, um uns ein
selbstbestimmtes Berufsbild zu erhalten.
Danke.
(Beifall)
Präsident Prof. Dr. Dr. h.
c. Hoppe: Schönen Dank. Die Freiheit der Berufswahl ist in Artikel 12 des
Grundgesetzes niedergelegt. – Das Wort hat jetzt Herr Professor Hahn aus Bayern.
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