TOP III: (Muster-)Weiterbildungsordnung

Donnerstag, 13. Mai 2010, Nachmittagssitzung

Dr. Botzlar, Bayern: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ob ich die Erwartungen, Sie alle jetzt aus der postprandialen Phase zu holen, erfüllen kann, weiß ich nicht so genau, will ich doch zu dem sensiblen Thema sprechen, ob Allgemein- und Viszeralchirurgie in Zukunft unbedingt getrennt bleiben oder unbedingt zusammengefasst werden müssen. Ich glaube, es handelt sich vielleicht um eine Frage der Begriffsdefinition. Ich selber überblicke aus eigenem Erleben nur zwei Weiterbildungsordnungen. Als die gegenwärtige Weiterbildungsordnung kam, haben wir uns in Süddeutschland als Basis gefragt, warum Bauchchirurgie plötzlich zweimal vorhanden ist, nämlich einmal als Viszeralchirurgie und einmal als Allgemeinchirurgie; denn diese drei Begriffe, möglicherweise auch der Begriff Chirurgie, werden mehr oder weniger vollkommen synonym verwendet. Wenn Sie bei einem Allgemeinchirurgen mit einem gebrochenen Arm eintreffen, wird er sagen: Es tut mir zwar leid, dass Sie sich verletzt haben, aber ich kann Ihnen nicht helfen, ich bin nämlich der Allgemeinchirurg – meint: Viszeralchirurg, aber das versteht außerhalb der Ärzteschaft niemand.

Gelegentlich helfen Zahlen. Im Geschäftsbericht 2006/2007 der Bayerischen Landesärztekammer, die über 70 000 Ärzte organisiert, ist ausgewiesen, dass sich nach der alten Weiterbildungsordnung 101 Kollegen zum Chirurgen qualifiziert haben, 39 zum Unfallchirurgen als Schwerpunkt, 46 zum Orthopäden. Nach neuer Weiterbildungsordnung sind es 127 zum Unfallchirurgen und 1 – ich wiederhole: einer – zum Facharzt für Allgemeinchirurgie. Im Bericht 2008/2009 ist es nicht wesentlich anders.

Sie haben gesehen: Wir haben uns positioniert; Heidrun Gitter und ich beispielsweise mit dem Antrag 59 zu diesem Tagesordnungspunkt. Sie werden diese Anträge vermutlich alle an den Vorstand überweisen, damit sie Eingang in das Verfahren finden. Aber für die Zukunft muss die Botschaft lauten: Sieben Säulen für die Chirurgie sind genug.

(Beifall)

Präsident Prof. Dr. Dr. h. c. Hoppe: Schönen Dank, Herr Botzlar. – Jetzt Herr Kollege Krombholz aus Bayern.

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