Projekte in internationaler Kooperation

Internationaler Leitlinien-Workshop CPG 2002, Berlin

Im Rahmen eines Workshops der AGREE Collaboration Anfang 2001 in Barcelona schlug das ÄZQ die Durchführung eines internationalen Workshops zu Fragen der Methodik, Entwicklung und Implementierung medizinischer Leitlinien vor.

Die Veranstaltung wurde – mit Unterstützung der Robert Bosch Stiftung und der Ärztekammer Berlin – am 7. und 8. Juni 2002 als Satelliten-Symposium zum Jahreskongress der Internationalen Gesellschaft für Technologie-Bewertung im Gesundheitswesen (ISTAHC) unter Teilnahme von 192 Interessenten aus 30 Ländern durchgeführt.

Die Veranstaltung war aufgeteilt in insgesamt drei Blöcke „Clinical Practice and CPGs“ –„Development and Implementation“ und „CPGs and Health Policies“. Im Rahmen von CPG 2002 wurden Ziele und Konzepte der Gründung eines Internationalen Leitlinien-Netzwerks diskutiert. Die Präsentationen sind im Internet zugänglich über www.cpg2002.de.


Abb.: Leitlinien-Kongress CPG 2002 – Programm

Gründung des Internationalen Leitlinien-Netzwerks G-I-N.

Anfang 2001 schlug das ÄZQ auf der Grundlage des Leitlinien-Papiers des Europarates im Rahmen eines Workshops der AGREE Collaboration in Barcelona eine Initiative zur Entwicklung eines internationalen Leitlinien-Netzwerks vor.

Während des Internationalen Leitlinien-Workshops 2002 des ÄZQ wurde ein gemeinsames Konzept des ÄZQ mit SIGN (Scottish Intercollegiate Guidelines Network) zur Gründung von G-I-N. (Guidelines International Network) öffentlich diskutiert.

Am 6.11.2002 konstituierte sich in Paris ein Komitee zur Gründung von G-I-N aus Repräsentanten von 13 Leitlinien-Agenturen aus 9 Ländern.

Ziele dieser Initative sind:

    Optimierung der Entwicklung und Nutzung medizinischer Leitlinien,

    Einsparung von Ressourcen bei der Leitlinien-Entwicklung,

    Systematische Analyse der Effekte von Leitlinien im Gesundheitssystem.

Zu diesem Zweck verpflichten sich die Mitglieder von G-I-N zum gegenseitigen Austausch aller für die Leitlinien-Erstellung notwendigen Hintergrundinformationen. G-I-N wird auch internationale Workshops und Kongresse organisieren.

Mitglieder des Gründungskomitees von G-I-N sind: Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Agency for Health Research and Quality AHRQ – National Guideline Clearinghouse (USA), Baskische Agentur für Health Technology Assessment BOHTA, Fundació Biblioteca Josep Laporte – Barcelona, Finnische Ärztegesellschaft Duodecim, Finnische Agentur für Health Technology Assessment FinOHTA ,Französische Vereinigung der Krebszentren FNCLCC, Ludwig Bolzmann Institut für Krankenhausmanagement –Wien, Niederländische Hausärztevereinigung (NL), Niederländisches Institute for Healthcare Improvement CBO (NL), New Zealand Guidelines Group NZGG (NZ) –Scottish Intercollegiate Guidelines Network SIGN (UK). Zum Vorsitzenden des Gründungskomitees wurde Prof. Dr. Dr. G. Ollenschläger, Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin gewählt. Stellvertretende Vorsitzende wurde Catherine Marshall – New Zealand Guidelines Group, Schatzmeister Teus van Barneveld – CBO.

Aktuelle Informationen über die Arbeiten und Projekte von G-I-N sind im Internet zugänglich über www.g-i-n.net.

Leitlinien-Papier des Europarates

1999 setzte der Europarat eine Expertenkommission zur Entwicklung einer Methodik für die Ausarbeitung von Leitlinien für optimale medizinische Praxis ein. Die Kommission wurde mit der Entwicklung eines Rahmenleitfadens zur Ausarbeitung medizinischer Leitlinien in den Mitgliedsstaaten des Europarates beauftragt. Dies geschah in der Absicht folgende Aspekte medizinischer Leitlinien zu bestimmen: ihre Ziele, die Verantwortlichkeiten für ihre Ausarbeitung, die Rolle der vielen betroffenen Kreise (Berufsorganisationen, Regierungsorgane, Versicherungen, Patienten), die Art und Weise ihrer Entwicklung (Methodologie), die Methoden ihrer Implementierung und Wirksamkeitsbewertung. Die Kommission war darum bemüht, nationale und internationale Verfahren zu Übertragung der besten verfügbaren Wirksamkeitsbelege (der so genannten „Evidenz“) in optimale medizinische Praxis zu harmonisieren. Der Geschäftsführer des ÄZQ war an der Expertenrunde beteiligt.

Der Europarat empfahl – auf der Grundlage der Expertenberatungen – den Regierungen der Mitgliedstaaten:

1. einen kohärenten und umfassenden Rahmen für die nationalen politischen Konzepte und Maßnahmen zu schaffen, der:

-    sicherstellt, dass die nationalen Methoden zur Erarbeitung und Evaluation von Leitlinien für optimale medizinische Praxis den international akzeptierten und gegenwärtig modernsten Vorgehensweisen entsprechen,

-    sicherstellt, dass die Entscheidungsträger, die Angehörigen der Gesundheitsberufe, die Bürger und die Patienten die Vorteile anerkennen, die sich aus der Verwendung der besten verfügbaren Erkenntnisse (Evidenz) als Informationsgrundlage für medizinische Entscheidungen ergeben,

-    die Erstellung, Verwendung und rechtzeitige Fortschreibung national und lokal bedeutsamer, evidenzbasierter Leitlinien für die klinische Praxis und für medizinische Behandlungsstrategien zu wichtigen Problemen der Gesundheitsversorgung unterstützt,

-    sicherstellt, dass Leitlinien unter Berücksichtigung der ihnen innewohnenden rechtlichen Aspekte erarbeitet und implementiert werden,

-    sicherstellt, dass Leitlinien sachgerecht implementiert werden und ihre Wirkungen auf die medizinische Vorgehensweise und deren Resultate sowie auf die rechtlichen Folgen für Patienten und Erbringer medizinischer Leistungen überwacht werden,

-    den Zugang zu Leitlinien und deren Anwendung sowie zu Informationen über ihren Zweck, ihren Rechtsstatus und ihre Rechtsfolgen ebenso erleichtert wie die Verfügbarkeit von Publikationen zur Gesundheitsversorgung und elektronisch verfügbaren Informationen für Bürger, Patienten und Fachkräfte in verständlicher Sprache und in benutzerfreundlichem Format,

2. die internationale Vernetzung von Organisationen, Forschungseinrichtungen, Clearingstellen1 und anderen Institutionen, die evidenzbasierte, medizinische Informationen erarbeiten, zu fördern,

3. die aktive und gezielte Verbreitung dieser Empfehlungen und des Erläuternden Memorandums zu unterstützen und dabei die Personen und Organisationen besonders zu berücksichtigen, die an Entscheidungen im Gesundheitswesen beteiligt sind.

Das Europaratpapier für die Ausarbeitung von Leitlinien für optimale medizinische Praxis „Empfehlung Rec(2001)13 des Europarates und erläuterndes Memorandum“ ist zugänglich über www.azq.de.

Die offizielle deutschsprachige Version wurde – mit finanzieller Unterstützung durch die Gesundheitsministerien der drei Länder – in Kooperation zwischen dem ÄZQ, der Schweizer Ärztevereinigung FMH und dem österreichischen Qualitätsforum forumQ.at erarbeitet. Sie wurde unter der Titel „Entwicklung einer Methodik für die Ausarbeitung von Leitlinien für optimale medizinische Praxis“ als Supplement der Zeitschrift für ärztliche Fortbildung und Qualitätssicherung publiziert (ZaeFQ 96(2002)Suppl. III) und Interessenten kostenlos zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zum Originaltext wurde eine Präsentationssammlung für Multiplikatoren erarbeitet (s. Abb. 3).


Abb.: Präsentationssammlung zum Leitlinien-Papier des Europarates (Beispiel)

EU-Projekt „AGREE“: Europäische Leitlinien-Standards

Im Rahmen des BIOMED 2 Programms ist das ÄZQ seit 1999 Partner des von der europäischen Kommission finanzierten Projektes „Appraisal of Guidelines for Research and Evaluation in Europe (AGREE) Instrument“. Ziel des Projektes ist die Erarbeitung eines europäischen Instrumentes zur Qualitätsbewertung von Leitlinien.

Das ÄZQ realisierte gemeinsam mit der Schweizer Ärztevereinigung FMH und dem Österreichischen Bolzmann-Institut für Krankenhausmanagement die offizielle Übersetzung des AGREE-Instruments ins Deutsche (www.agreecollaboration.org). Gemeinsam mit dem schottischen Leitlinien-Netzwerk SIGN und der finnischen Ärztevereinigung Duodecim wurde weiterhin ein Fortbildungstutorial für Nutzer des AGREE-Instruments erarbeitet (zugänglich über www.agreecollaboration.org).


Abb.: Internationales Leitlinien-Tutorial von ÄZQ, SIGN und Duodecim

Unter Berücksichtigung des AGREE-Instrumentes wird derzeit die Leitlinien-Checkliste des Clearingverfahrens aktualisiert.

lmplementierung von Leitlinien im Ausland – Slowenien

Auf Antrag der Gesellschaft für Versicherungswirtschaft und -gestaltung (GVG) beschlossen die Gremien des ÄZQ die Unterstützung des durch die Weltbank geförderten slowenischen Health Sector Management Project.

In diesem Rahmen berät das ÄZQ in Zusammenarbeit mit SIGN das Teilprojekt „C.1.3. Standardisation of clinical guidelines and development of key clinical indicators“.

 

Ziele des Projektes sind:

     Implementierung einer standardisierten Methode zur Entwicklung, Definition, Adaptation und Aktualisierung medizinischer Leitlinien,

     Definition von Basismodulen von Qualitätsindikatoren,

     Entwicklung einer Organisationsstruktur zur Unterstützung der Entwicklung nationaler und lokaler Leitlinien.

 

Folgende Ergebnisse werden erwartet:

     Adaptation einer Standardmethode zur Entwicklung, Implementierung, Aktualisierung medizinischer Leitlinien,

     Entwicklung einer „Leitlinie zur Leitlinien-Entwicklung“,

     Erstellung einer Liste von Qualitätsindikatoren,

     Entwicklung einer nationalen Leitlinien-Agentur,

     Entwicklung nationaler Muster-Leitlinien.

Ende 2002 wurde der erste Entwurf einer Musterleitlinie zum Kolorektalen Karzinom fertig gestellt.

© 2003, Bundesärztekammer.