Top I: Gesundheits- und Sozialpolitik

Dr. Windhorst, Westfalen-Lippe:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir hatten heute Morgen bei dieser nicht nur schleppenden Eröffnungsveranstaltung, sondern einer fast als beerdigungsartig zu bezeichnenden Atmosphäre eigentlich nur noch kleine Lichtblicke: Die Musiker und die Vertreter der Ärzteschaft haben die Karre aus dem Dreck gezogen, in die sie die Politik mit den Fischers, Prüfer-Storcks, Don Quichottes, Rebschers usw. gebracht hat. Wir müssen registrieren: Auch im Jahr 2000 steht die Ärzteschaft allein. Die Politik hilft nicht, die Kassen helfen nicht. Aber das wussten wir ja schon immer.

Wir müssen uns fragen, was zu tun ist. Sollen wir aus Angst vor dem Tod Selbstmord begehen? Sollen wir uns verkriechen? Herr Hoppe hat in seinem Referat ganz klar gesagt, wo es langgeht. Im Vorstandsantrag ist alles enthalten, was zu einem Minimalkonzept gehört. Wir sind gefordert, wir müssen in irgendeiner Art und Weise aktiv werden. Wir müssen die Botschaft vermitteln, dass wir für die Zukunft der Medizin stehen. Wir müssen verdeutlichen, dass wir für die Zukunft der PatientenVersorgung stehen, und zwar nicht mit einem Eintrittsgeld bei den Vertragsärzten oder sonstigem Schickimicki, sondern wir wollen die Zukunft des freiberuflichen Systems sichern. Wir wollen das Werbeverbot etwas lockern, um eine vernünftige und transparente Darstellung zu ermöglichen. Wir wollen nicht wie früher die Kurpfuscher und Bader sozusagen eine mobile Medizin anbieten.

Wir sichern die zukünftige Qualität der Versorgung durch unsere Weiterbildung. Wir bieten in den Kammern Fortbildungsveranstaltungen an. Wir bringen die Qualität voran, ohne dass wir Hilfe von dritter Seite erhalten. Davon können wir auch nicht primär einen Geldsegen erwarten.

Es geht nicht an, dass wir wie eine kleine Scholle durch das Wasser flitzen. Dieser Vergleich fällt mir ein, da wir heute Vormittag das "Forellenquintett" gehört haben. Ich meine, wir sollten damit beginnen, unsere Informationsgesellschaft zu einer Gesundheitsgesellschaft zu machen, entsprechend den langen Zyklen von Kondratieff. Es gibt unzählige Felder, die wir besetzen können.

Die Ärzteschaft ist heute mehr denn je gefordert. Wir müssen Lösungen anbieten. Dann müssen wir versuchen, mit unserem wackeligen Partner, der Politik, wieder ins Gespräch zu kommen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr Windhorst. - Jetzt bitte Frau Dr. Gitter aus Bremen.


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