Top III: Ärztliche Arbeit und Zusammenarbeit in Europa

Dr. Huber, Berlin:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Herzlichen Dank für die Replik. Natürlich meine ich nicht, dass wir mit religiösen Werten ein modernes Gesundheitswesen zimmern könnten. Meine Fantasie ist, dass die Gebäude, die zur Ehre Gottes errichtet worden sind und gemeinschaftliche Anstrengungen bündeln konnten, durch soziale Räume ergänzt werden, die die Würde des Menschen kultivieren. Das ist die Aufgabe des Gesundheitswesens.

Mein Appell ging in die Richtung, die Werteseite einer zivilen gesellschaftlichen Entwicklung stärker zu berücksichtigen. Das ist der Weg jenseits von Markt und Staat. Dort liegt die europäische Chance für unser Gesundheitssystem und für ein europäisches Gesundheitssystem, das sich von dem Weg unterscheidet, den man gegenwärtig in den USA beschreitet. Mit Shareholder-value-Interessen und mit Aktienkursen sind individuelle Gesundheit und soziale Gesundheit nicht miteinander zu verknüpfen.

(Zurufe)

Ich sage dies auch, um Sie darauf hinzuweisen, dass diese europäische Perspektive, die eine Chance darstellt, auch unser System verändern wird. Die europäischen Strategien sind multisektoral. Es geht um eine völlig neue Kooperation zwischen den Berufsgruppen im Gesundheitssystem.

Die europäischen Perspektiven sind gemeinwesen- und gemeindeorientiert. Damit kommt es zu einer Aufwertung der hausärztlichen Betreuungsebene und der individuellen PrimärVersorgung. Die europäische Perspektive bringt eine grundlegende Neuorientierung der Organisation und der Strukturen der GesundheitsVersorgung mit sich.

Ich wollte Sie darauf hinweisen, dass vieles von dem, was heute noch in Deutschland existiert - die Trennung zwischen ambulanter und stationärer Versorgung, die Abwehr der integrierten Versorgung -, durch Europa entfallen wird. Integrierte Medizin und integrierte Versorgung werden sich durchsetzen. Sie müssen dem nicht zustimmen, aber Sie werden es erleben, liebe Kolleginnen und Kollegen.

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke. - Jetzt kommt die zweite Auflage Kossow.


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