TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Dr. Seeger, Hessen:

Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte an die Ausführungen von Herrn Schagen und Herrn Raidt anschließen und klarstellen, dass ich es nicht für sinnvoll halte, heute und morgen über Detailfragen zu diskutieren, da wir doch vorhaben, grundlegende, richtungsweisende Beschlüsse zu fassen. Ich halte es auch nicht für sinnvoll, die Gremien auf eine bestimmte Zeit festzulegen. Ein Jahr ist sicher zu kurz. Ich befürchte insbesondere nach den Ausführungen von Herrn Kossow, dass zwei Jahre auch schon knapp sind, um die existierenden Widersprüche unter einen Hut zu bringen und eine sinnvolle Regelung zu schaffen.

Die Diskussion über die Grundlinien kann uns nicht davon entbinden, an der jetzt gültigen Weiterbildungsordnung weiterzuarbeiten. Es gibt Detailfragen, die zu beantworten sind. Es gibt entscheidungsreife Beschlussvorlagen des Vorstands. Deshalb haben wir einen Antrag formuliert, der darauf abzielt, dass der Ärztetag den Vorstand beauftragt, unabhängig von der Richtungsdiskussion und von der Erarbeitung einer grundlegend neuen Weiterbildungsordnung uns diese Detailfragen im nächsten Jahr mit entsprechenden Vorschlägen zur Beschlussfassung vorzulegen. Dieser Antrag IV-27 liegt Ihnen vor. Ich bitte Sie, ihn zu unterstützen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr Seeger. - Nun bitte Herr Thierse aus Berlin.

Dr. Thierse, Berlin:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Eigentlich wollte ich etwas ganz anderes sagen, aber ich muss zunächst einmal auf Herrn Kossow eingehen, obwohl man seine Ausführungen besser mit Schweigen überginge. Herr Kossow zitiert eine Stellungnahme, die von der Gemeinschaft Fachärztlicher Berufsverbände und der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften unterschrieben ist. Fakt ist, dass weder die chirurgischen noch die orthopädischen Berufsverbände und Fachgesellschaften von dieser Stellungnahme wussten. Der Vorsitzende meines Berufsverbands hat sich noch vor einer Woche, als er die entsprechenden Unterlagen zum ersten Mal in die Finger bekommen hat, ausdrücklich davon distanziert.

Herr Kossow, wenn Sie sich auf solche Stellungnahmen berufen und entsprechende Legitimationen einfordern, dann sollten Sie die entsprechenden Verbände auch wirklich hinter sich haben.

(Beifall)

Da hilft es auch nichts, wenn Sie sich jetzt noch dreimal zu Wort melden und uns etappenweise indoktrinieren wollen. - Entschuldigung, das musste einfach einmal gesagt werden.

Ich bin schon länger Mitglied der Ständigen Kommission. Ich kann mich noch erinnern: Vor etwa zwei Jahren standen wir vor dem großen Problem, dass es so aussah, als müssten wir parallel zur Weiterbildungsordnung eine Berufsabgrenzungsverordnung schaffen, um die Weiterbildungsordnung entfrachten zu können. Ich glaube, es ist noch nicht genügend betont worden, was die vorgelegte Konzeption der Weiterbildungsordnung bewirkt: Dadurch, dass wir die Berufsrechtliche Abgrenzung der Fächer nur noch über die Definition herbeiführen, haben wir endlich die Gelegenheit, nicht mehr alles in die Inhalte aufnehmen zu müssen, was die Fächer für sich reklamieren. Wir können die Inhalte der Weiterbildung so angeben, wie es der Weiterbildung entspricht. Ich kann Ihnen Beispiele nennen: Das sind die Wirbelsäulenoperationen bei den Orthopäden, die nicht unbedingt eine Weiterbildungsoperation sein müssen. Die meisten Chirurgen erreichen gar nicht mehr die vorgesehene Zahl von Magenoperationen, und zwar aufgrund der Erfolge der Internisten. Bei den Urologen nenne ich die radikale Prostatektomie als offene Operation, zu einem Zeitpunkt, da alles durch die TUR gemacht wird. Ich denke, es gibt viele Dinge, die bisher in der Weiterbildungsordnung standen, um klarstellen zu können, dass sie zum Fach gehören, die wir jetzt endlich eliminieren können, wenn die vorgesehene Konzeption Realität wird.

Meine Damen und Herren, lassen Sie mich zum Schluss kurz Folgendes sagen. Es gibt einen Antrag von mir, in dem zum Antrag 5 steht, dass der Begriff "Qualifikationen" durch den Begriff "Inhalte" ersetzt werden soll. Betrachten Sie dies bitte als redaktionelle Änderung. Den Begriff "Qualifikationen" habe ich damals hineingebracht; inzwischen finde ich ihn nicht mehr so gut. "Inhalte" definiert es besser.

Die Appelle von Herrn Schagen und einigen anderen finde ich gut. Wir sollten uns hier nicht zu sehr mit Details befassen. Trotzdem möchte ich pro domo reden: Der Zusammenschluss von Orthopädie und Unfallchirurgie und der "common trunk" der chirurgischen Fächer stellen einen Tendenzbeschluss dar, auf dem wir aufbauen können. Wir brauchen einfach diese Planungssicherheit, um das, was wir bereits haben, weiterentwickeln zu können. Deshalb appelliere ich an Sie, diese beiden Beschlüsse als Tendenzbeschlüsse zu sehen und den entsprechenden Anträgen zuzustimmen.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke schön. Ich mache allerdings darauf aufmerksam, dass das Thema Gebietsdefinition - von der Philosophie her wohl der Kern - und das Thema "common trunk" als eigene Punkte diskutiert werden sollen. Das wird sicher ausgiebig vertieft werden können.

Herr Thomas ist der nächste Redner. Bitte schön.


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