TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

3. Tag: Donnerstag, 11. Mai 2000

Vormittagssitzung

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Guten Morgen, meine Damen und Herren! Ich eröffne die heutige Sitzung. Es sind zwar noch nicht alle Delegierten anwesend, aber wir sind mit Sicherheit beschlussfähig. Ich hoffe, Sie hatten gestern einen schönen Abend. Wir haben bei unseren Beratungen mit der Weiterbildungsordnung begonnen und zunächst das exzellente Referat von Herrn Dr. Koch gehört.

(Beifall)

Wir befinden uns noch im allgemeinen Teil der Diskussion über eine neue Weiterbildungsordnung. Ich habe Ihnen gestern versprochen, dass wir angesichts der Rednerliste heute Morgen mit einem Highlight rechnen dürfen. Es gilt nach wie vor die Redezeitbegrenzung auf drei Minuten. Als erster Redner bitte Herr Dr. Beyerle aus Nordrhein.

Dr. Beyerle, Nordrhein:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine Damen und Herren! Wir erleben hier den seltenen Fall, dass uns eine brillante Vorlage geliefert wird, zu welcher der Vorstand allerdings nur sagt, er nimmt sie zur Kenntnis und leitet sie an uns weiter - und das in einer kardinal wichtigen Frage! Ich entsinne mich keines Falles, dass der Vorstand in wichtigen Fragen etwas entgegennimmt und dann weiterleitet. In diesem Zusammenhang erwähne ich den Begriff der heißen Kartoffel.

Der neue Entwurf löst das zugrunde liegende Problem natürlich nicht. Ich kann das nicht in aller Breite ausführen, sondern nur kurz auf Folgendes hinweisen. Wir haben zu viele Ärzte, zu wenig Weiterbildungsmöglichkeiten, und der Zwang zur Profilierung, zum Ressourcenerwerb macht Dinge in dieser Dispersion offenkundig erforderlich. Der neue Entwurf kommt leider mit diesen Grunddefiziten ebenso wenig zurecht wie die alte Regelung.

Als Vertragsarzt fühle ich mich daran erinnert, dass man Grundprobleme auch früher nicht zu lösen vermochte und ständig neue EBM-Entwürfe präsentierte, einen nach dem anderen, jedes Mal mit einer neuen Struktur. Aber man hat das Grundproblem nicht angepackt. Ich habe den Eindruck, dass auch die vorgelegte Novelle am Grundproblem vorbeigeht. Die Weiterbildungsordnung von 1992 ist im Grunde gar nicht so umgesetzt worden, wie es gedacht war. Wer hat denn 1992 gesagt, dass über 100 Fachkunden etabliert werden sollen? Das hat niemand beschlossen, niemand hat es intendiert. Das gehörte überhaupt nicht in den Kontext. Hier hat sich bundesweit ein Wildwuchs ergeben, den man zu kappen hat. Dasselbe gilt für die fakultativen Weiterbildungen.

Unter dem Strich können wir feststellen, dass die Weiterbildungsordnung von 1992 entsprechend ihrem Geist überhaupt nicht umgesetzt worden ist, sondern sie ist im Wildwuchs abgesoffen. Diesen Wildwuchs, meine sehr verehrten Damen und Herren, gilt es zu kappen. Die Fachkunden müssen weg! Wir haben bald eine Fachkunde für die linke Körperhälfte und eine Fachkunde für die rechte Körperhälfte. Die fakultativen Weiterbildungen gehören zurückversenkt. Aber dafür benötigen wir keinen Systemwechsel, der hier angedacht ist.

Herr Koch, das Menüsystem, das Zertifikatssystem schafft einen bunten Strauß von Dingen, die man sammelt und aufs Schild bringt. Hier wird doch ebenfalls ein bunter Strauß ermöglicht.

Schließlich noch zum "common trunk": Der "common trunk" kann ein altes Infektionsvirus, den Kampf der Giganten Innere Medizin und Allgemeinmedizin, die man vielleicht fusionieren will, der bisher nur im Vertragsarztsektor wirkte, in die Diskussion über die Weiterbildungsordnung implementieren. Es wird schwierig, das in 17 Ärztekammern aus den Saalschlachten bei den Vertreterversammlungen herauszuhalten. Hier sehe ich eine große Gefahr, auf die ich Sie aufmerksam machen möchte.

Danke schön.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Beyerle. - Ich möchte folgenden Hinweis geben: Die einzelnen Themen kommen noch zur Sprache. Wir befinden uns jetzt in der allgemeinen Diskussion über die Weiterentwicklung der (Muster-)Weiterbildungsordnung. Es wäre schön, wenn wir diesen Tagesordnungspunkt heute Vormittag abschließen und uns eine Meinung bilden könnten. Sie können sich fest darauf verlassen, dass diese Thematik auf dem nächsten Deutschen Ärztetag wieder auftaucht.

Ich begrüße jetzt sehr herzlich den Herrn Ehrenpräsidenten dieses 103. Deutschen Ärztetages, Herrn Dr. Odenbach,

(Beifall)

den Herrn Ehrenpräsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, Herrn Professor Vilmar,

(Beifall)

und das Ehrenmitglied des Vorstands der Bundesärztekammer, Herrn Professor Sewering.

(Beifall)

Als nächster Redner bitte Herr Mitrenga.


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