TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Dr. Montgomery, Vorstand der Bundesärztekammer:

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Lieber Herr Kossow, der amerikanische Autor Thornton Wilder hat einmal geschrieben: Das Gefährliche an Halbwahrheiten ist immer, dass die falsche Hälfte geglaubt wird.

(Heiterkeit - Beifall)

Das ist der Grundtenor, der sich durch Ihre Debattenbeiträge zieht. Sie haben gestern den Popanz von einem großen Marburger Bund aufgebaut, der jetzt diese Debatte haben will, während viele andere Verbände sie nicht wollen. So ist es nicht. Der Marburger Bund ist nun einmal vor allem die Organisation der jungen, der Weiterbildungswilligen, der noch in dieser Phase befindlichen Ärzte. Deswegen ist es richtig und gut, dass er sich sehr intensiv mit allen Fragen der Weiterbildung befasst hat.

Aber Sie wissen auch, dass es der Marburger Bund in Niedersachsen war, der mit Ihnen gemeinsam eine Vorphase dieser Überlegungen abgelehnt hat. Deshalb ist das, was uns heute vorliegt, ein vernünftiges, mit sehr vielen in der Sache Kundigen besprochenes, durchdachtes, allererstes am Horizont stehendes Konzept, das in der Zukunft umzusetzen ist.

Ich beziehe mich jetzt auf Ihr Papier, das Sie hier immer wieder anführen. Auch ich habe es bekommen, und zwar aus einer Faxmaschine des Berufsverbands Deutscher Internisten, der es selber nicht unterschrieben hat, mit Unterschriften einer Reihe von Vorsitzenden von Verbänden, wo ich mich frage, ob sie das gemacht haben, was der Marburger Bund bereits im November vergangenen Jahres getan hat, nämlich diese Vorstellungen einmal in einer Hauptversammlung nicht nur mit den Funktionären, sondern auch mit den Mitgliedern zu diskutieren, um festzustellen, ob die Vorstellungen von der Mehrheit oder gar einer breiten Masse getragen werden.

(Beifall)

Ich habe das Gefühl - ohne dass ich die vergangene Nacht damit verbracht habe, alle möglichen Personen zu befragen, wie sie dazu stehen, lieber Herr Kossow -, dass vielleicht einige wenige und vielleicht auch aus sehr vordergründigen Motiven hier etwas unterschrieben haben, dessen Konsequenzen sie so nicht ahnen konnten. Deswegen wäre ich sehr froh, Sie könnten alle in dieses Papier schauen. Es scheitert mit Sicherheit nicht an der Umdruckkapazität des Tagungsbüros. Ich habe das Papier in der

Tasche. Wer es haben möchte, kann es von mir bekommen. Es ist aber eigentlich nicht so wichtig, dass wir es jetzt hier lesen sollten.

(Beifall)

Ich kann denjenigen, die es verfasst haben, nur raten, sich dafür erst einmal die Mehrheiten in ihren eigenen Verbänden zu besorgen.

(Beifall)

Lassen Sie uns diese Novelle der Weiterbildungsordnung nicht zerreden. Erkennen wir, dass sie die Erfüllung des Auftrags des Ärztetags darstellt, endlich eine Weiterbildungsordnung zu schaffen, deren hauptsächliches Ziel die Weiterbildung von jungen Menschen ist, daran orientiert, was Bildung sein soll, nicht an dem, was hinterher Weitergebildete als Marktordnung auffassen. Das ist das zentrale Ziel. Ich glaube, Herr Koch und seine Mannschaft haben es hervorragend umgesetzt.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Montgomery. - Möchten Sie dieses Papier haben? Es besteht aus drei DIN-A4-Seiten und trägt die Überschrift "Vereinbarung zu einer gemeinsamen Stellungnahme von AWMF, Berufsverband der Allgemeinärzte (BDA), Hausärzteverband, Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin und der Gemeinschaft der Fachärztlichen Berufsverbände". Wer möchte dieses Papier haben? - Wer möchte es nicht haben? - Es wird also nicht gewünscht; dann werden wir Sie damit auch nicht beliefern.

Als nächster Redner bitte Herr Lutz aus Bayern.


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