TopIV: Eckpunkte zur Novellierung der (Muster-)Weiterbildungsordnung

Dr. Beyerle, Nordrhein:

Meine Damen und Herren! Das strategische Ziel der vorliegenden Novellierung besteht darin, dass die Fachgebiete in Richtung Kerntätigkeit schrumpfen sollen, damit sie - das ist durchaus verständlich - von den jungen Leuten in der Klinik leichter erworben werden können. Das ist die Idee, die hinter dieser Vorlage steht. Das ist zwar nicht so explizit ausgedrückt worden, aber das ist der Hintergrund. Es geht um die Rückführung der Fachgebiete auf Kerne, auf die im Stöpselverfahren zahlreiche Qualifikationen aufzupfropfen sind. Wir haben in den Landesärztekammern bereits jetzt einen Faktor 17 zu registrieren. Das, was wir damals beschlossen haben, kommt nach etwa fünf Jahren 17fach verstärkt heraus und ist nicht mehr wiederzuerkennen.

Wenn die Gebiete nochmals kondensiert werden - damit kommt man ja nicht gegen den Wissenszuwachs an, also muss mit den anzustöpselnden Entitäten gearbeitet werden - und der bunte Strauß bereits jetzt gefertigt wird, wird auch dies dem Faktor 17 unterliegen. Es bedarf keiner großen Fantasie, sich auszumalen, was in fünf Jahren in der Republik dann noch als einheitliche Weiterbildung zu erkennen sein wird. Sie sollten vorsichtig sein, jeweils den Faktor 17 zu akzeptieren.

Von daher appelliere ich, dass sich die Kommission nochmals mit der Frage beschäftigt, ob man nicht zunächst einmal die Auswüchse des Faktors 17 bekämpfen sollte. Man sollte abprüfen, ob man nicht mit dem arbeiten kann, was eigentlich Beschlusslage ist.

Schließlich ein Wort zum "common trunk". Hier sollte darauf geachtet werden, dass kein Blankomandat erteilt wird, sondern dass diejenigen Fächer, die einen "common trunk" erhalten sollen, dies aus sich heraus wollen. Wenn man par ordre du mufti vorgeht, überfordert man das System des Deutschen Ärztetages. Die Beschlüsse des Deutschen Ärztetages haben lediglich appellativen Charakter. Rechtsverbindlich wird alles erst durch Beschlüsse der Landesärztekammern. Mit diesem System sollten Sie vorsichtig umgehen. Wenn Sie da ein zu großes Knisterpotenzial verabschieden, werden Sie in fünf Jahren hier stehen und sagen: Das Ding ist uns tatsächlich aus dem Ruder gelaufen.

Danke schön.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke schön, Herr Beyerle. - Als nächster Redner bitte Herr Pickerodt aus Berlin.


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