Eröffnungsveranstaltung

Dr. Wolfgang Schulte, Oberbürgermeister der Stadt Ludwigshafen

Einen schönen guten Morgen! Herr Präsident Everz, natürlich ist Rheinland-Pfalz das Land der "Reben und Rüben", aber es ist auch ein Land der Chemie; das wollen wir nicht vergessen. Wir sind hier am Rhein und der Rhein lebt von der Chemie. Sie haben das gestern vielleicht gespürt

(Heiterkeit)

oder heute in den Zeitungen gelesen. Auf jeden Fall ist in Ludwigshafen immer etwas los. Wir sind hier mitten im Leben.

Ich darf Sie alle ganz herzlich willkommen heißen, zunächst Sie, verehrte Frau Bundesgesundheitsministerin, Sie, sehr geehrter Herr Präsident Hoppe, lieber Freund, Herr Staatssekretär Richard Auernheimer. Ich begrüße den Präsidenten der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz, Herrn Dr. Everz, freue mich, dass der Präsident der Bezirksärztekammer Pfalz, Herr Dr. Hessenauer, bei uns ist, und begrüße Sie alle als Vertreter unterschiedlichster Institutionen im Gesundheitswesen des Landes und weit darüber hinaus.

Wir alle in Ludwigshafen freuen uns, dass der 104. Deutsche Ärztetag bei uns stattfindet. Ich möchte mich bei allen ganz herzlich dafür bedanken, dass es gelungen ist, diesen Kongress nach Ludwigshafen zu holen; stellvertretend für viele Dank an Sie, Herr Dr. Hessenauer.

Ludwigshafen am Rhein ist die zweitgrößte Stadt in Rheinland-Pfalz. Neben den großen Firmen, die wir hier haben, ist der Konzern BASF weltbekannt. Für die rund 170 000 Bürger von Ludwigshafen ist die Stadt mehr als nur eine Stadt der Arbeit mit einem ausgeklügelten Hochstraßensystem, das Sie bereits kennen lernen durften. Ludwigshafen ist auch eine Stadt der Kultur, des Sports und des stetigen Schaffens für eine positive Zukunft. Neben dem Wilhelm-Hack-Museum - Sie haben es vielleicht gesehen - mit seiner Miró-Wand finden wir uns heute hier im Pfalzbau ein. Hier finden Theater, Oper, Ballett und Konzerte statt. Wir haben die Staatsphilharmonie des Landes Rheinland-Pfalz in unseren Mauern, wir haben ein Ernst-Bloch-Zentrum, der Bürger dieser Stadt war. Ein weiterer bekannter Bürger ist zum Beispiel Herr Biedenkopf. Ich komme nachher noch auf die BG-Unfallklinik in Oggersheim zu sprechen; auch dort wohnt ja ein bekannter Bürger dieser Stadt.

Wir haben ein gutes Stadtmuseum, das Sie besuchen sollten, das Schillerhaus, viele Galerien und Bühnen. Es lohnt sich also, in Ludwigshafen zu leben, auch wenn der erste Eindruck ein bisschen täuschen mag.

Ludwigshafen ist in den letzten Jahren zu einer Stadt mit neuen Konzepten und Innovationen, insbesondere für das Gesundheitswesen, herangewachsen. Ludwigshafen ist Motor für Ideen und schafft Freiräume für Aktivitäten. So wurde aus einer Idee eine feste Institution in der Region, nämlich das Gesundheitsnetz Rhein-Neckar-Dreieck, ein Verein aus Aktivisten des Gesundheitswesens, die an sinnvolle Kooperation der Partner im Sinne der Versorgungsketten glauben und dies konsequent in Projekten umsetzen. Das Rhein-Neckar-Dreieck, also Heidelberg, Mannheim und Ludwigshafen, umfasst eine Region mit 2,3 Millionen Einwohnern im engeren Sinne. Diese Initiative kann als prototypisches Beispiel zur Förderung von Ansätzen zur integrierten Versorgung dienen. Die Integration von Bürgern, Patienten, Versorgern, Wirtschaft und Politik ist hier vorbildlich.

Das Gesundheitsforum Rheinland-Pfalz, ein Kind des Gesundheitsnetzes, bietet als Verein eine organisatorische und technische Plattform, um den Bürgern in Rheinland-Pfalz Gesundheitsinformationen zugänglich zu machen.

Neben der BG - Sie erinnern sich alle noch an den schrecklichen Unfall in Ramstein; hier wurde erstklassige Versorgung für die Brandverletzten geleistet - gilt es das Klinikum der Stadt zu nennen, ein Haus der Maximalversorgung, das den klassischen Wandel von einer städtischen Krankenanstalt zu einem Hochleistungsklinikum auf höchstem Niveau durchgemacht hat. Die wissenschaftliche Reputation der Hochschullehrer der Kliniken der Stadt Ludwigshafen und die Anerkennung durch die wissenschaftlichen Fachgesellschaften zeigt sich nicht nur in den ausführlichen Publikationslisten. Von diesen Professoren wurden große Kongresse ausgerichtet. Als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Urologie richtete Professor Stockamp 1999 den 51. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie aus. Das Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin, Professor Riemann, ist Direktor unserer Medizinischen Klinik. Er hat den 107. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin gerade vor ein paar Wochen durchgeführt. Professor Schönleben als Direktor der Chirurgischen Klinik ist noch zu erwähnen. Er ist Präsident der Gesellschaft für Chirurgie und hat gerade den 118. Wissenschaftlichen Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ausgerichtet.

Zu den innovativen Themen des Gesundheitswesens wie Total Quality Management, Gesundheitsökonomie und vernetztes Gesundheitswesen richtet das Klinikum der Stadt in Kooperation mit Fachgesellschaften und Vereinen in regelmäßigen Abständen verschiedene wissenschaftliche Kongresse und Vorträge aus. Nicht nur in Wissenschaft und Forschung, sondern auch in der Versorgung werden Innovationen eingesetzt. So befindet sich in der Herzchirurgischen Klinik eine der wenigen Operationsroboter Deutschlands in einem durchaus erfolgreichen Einsatz.

Die Stadt, das Gesundheitsnetz, das Klinikum mit seinen Hochschullehrern sind Motivatoren zur Errichtung einer privaten medizinischen Hochschule mit dem Aufbau einer wissenschaftlichen Kompetenz auf dem Gebiet der Gesundheitsökonomie und anwendungsnaher medizinischer Forschung. Die Planung, das Konzept und die Finanzierung sind so weit fortgeschritten, dass nach der offiziellen Genehmigung der Ausbau und der Betrieb erfolgen werden.

Die Verbindung von Medizin und Ökonomie bewegte auch die Fachhochschule Ludwigshafen, einen neuen Studiengang, nämlich Gesundheitsökonomie, einzurichten. Die integrierte Versorgung, die Notwendigkeit zur Entwicklung von medizinischen Leitlinien und die Möglichkeit der Evaluation setzen Werkzeuge aus dem Bereich der Telematik voraus. Hier entwickeln sich sehr zukunftsträchtige Aktivitäten zum Aufbau einer Telematikplattform als Modell für das gesamte Gesundheitswesen.

Ärzte betätigen sich in ganz neuen Verantwortungsbereichen, insbesondere im Bereich des Datenschutzes, in verteilten Systemen. Die Sicherung personenbezogener Gesundheitsdaten ist wesentlich für eine gute Medizin und für den Erhalt des demokratischen Grundverständnisses, besonders in einer vernetzten Zukunft. Hier finden sich neue Arbeitsfelder in zukünftigen Aufgaben- und Verantwortungsbereichen der Ärzteschaft. Medizinische Daten gehören dem Patienten und müssen geschlossen im Verbund der behandelnden Ärzte verbleiben.

Die aktuellen Diskussionen zu Themen der Finanzierung und der Kompetenzen im Gesundheitswesen unterstreichen eindrucksvoll die Aktualität und die politische Verantwortung zum Themenkomplex Gesundheit und integrierte Versorgung. Das Gesundheitswesen war im Laufe der letzten Jahre einem gewaltigen Wandel unterworfen. Lassen Sie mich ergänzen: Man muss kein Prophet sein, um zu sehen, dass dieser Wandel noch längst nicht abgeschlossen ist. Das gilt für Sie, das gilt für die Gesellschaft im Allgemeinen. Es muss sich einiges ändern; ich denke, das ist unstrittig. Die Frage kann nur sein: Wie vollzieht sich dieser Umbruch?

Wir hoffen, dass es uns gelingen wird, auch mit modernen Informations- und Kommunikationstechnologien große Chancen zu nutzen, um die Qualität zu erhöhen und das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu verbessern. Aber es gibt viele Fragezeichen, zum Beispiel im Datenschutz. Wir wollen helfen, indem wir praxisnahe Modelle entwickeln. Ich denke, die Rhein-Neckar-Region steht für Wege für die Zukunft.

Ludwigshafen ist dabei, wenn es gilt, eine Vernetzung, eine optimale Gesundheitsversorgung für die Bürger sicherzustellen. Insofern sehe ich es nicht als Zufall an, dass wir heute Ihren Kongress bei uns zu Hause haben. Wir freuen uns auf Sie. Wir wollen gute Gastgeber sein. Wenn es hier ab und zu nicht Schnee, sondern weißes Pulver regnet, denken Sie daran: Hier wird richtig gearbeitet, hier wird rangeklotzt; wir sind eine Industriestadt. Herzlich willkommen!

(Beifall)

© 2001, Bundesärztekammer.