TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Vormittagssitzung

Dr. Josten, Nordrhein:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich stelle fest: Die Debatte gestern Nachmittag und heute Vormittag wird von allen Kolleginnen und Kollegen mit großer Ernsthaftigkeit geführt. Der Bundespräsident hat in seiner Rede in einer wohltuenden Art und Weise polarisiert. Die Bürger dieses Landes erwarten von uns, dass wir uns eine Meinung bilden. Das ist keine abschließende Meinung. Auch wir können klüger werden, auch Experten können irren. Der Bundespräsident hat am 18. Mai darauf hingewiesen, dass der Deutsche Bundestag in den 50er-Jahren ein fast eindeutiges Ja zur Atomenergie ausgesprochen hat. Heute fielen Entscheidungen dieser Art sicherlich anders aus.

Wir befinden uns jetzt in der Situation des Zauberlehrlings aus dem bekannten Gedicht. Die Gefahren sind uns allen bekannt und sind Grundlage der Diskussion, auch wenn die Meinungen, bezogen auf die einzelne Frau und die einzelne Familie, zurzeit unterschiedlich ausfallen. Wir, die wir Bedenken haben, mögen als Kassandra - das ist die trojanische Prinzessin, die vor den Griechen gewarnt hatte - gescholten werden. Aber ich sage Ihnen: Kassandra hat Recht behalten. Wir möchten gar nicht Recht behalten. Wir können weiterhin darüber debattieren, aber wir brauchen heute eine Aussage. Ich appelliere an Sie, den Anträgen 2 und 3 zuzustimmen.

Ich danke Ihnen.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Josten. - Jetzt Herr Möhrle vom Vorstand, unser Geburtstagskind, bitte.

© 2001, Bundesärztekammer.