TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Vormittagssitzung

Dr. Jonitz, Vorstand der Bundesärztekammer:

Meine Wortmeldung kommt genau richtig. Ich möchte etwas zu den Zahlen von Herrn Montgomery sagen. Er hat darauf hingewiesen, dass mit der PID ein maßloser Aufwand getrieben wird, indem man darauf aufmerksam macht: Sie könnten ein krankes Kind bekommen, wir schauen nach, ob es gesund sein wird. Am Ende kommt bei einem riesigen Aufwand ein absolut marginales Ergebnis heraus. Es werden Tausende von Frauen unnötigerweise in Angst und Schrecken gehalten, sie könnten vielleicht doch ein krankes Kind bekommen.

Einer der Vorredner hat Herrn Montgomery Unwissenschaftlichkeit vorgeworfen. Ich möchte das ausdrücklich zurückweisen. Herr Adam, Sie haben das Beispiel angeführt, dass man bei der Leukämietherapie am Anfang auch schlechte Ergebnisse hatte. Hier machen Sie einen methodischen Fehler. Es ist ein Riesenunterschied, ob man eine Krankheit behandelt, die vorhanden ist, und dann die Therapieergebnisse optimiert oder ob man mit einem möglichst perfekten diagnostischen Verfahren eine Krankheit sucht, die überhaupt nicht vorhanden ist. Sie können also Therapiestudien in dieser Form leider nicht mit diagnostischen Studien vergleichen. Bildlich gesprochen: Wenn Sie einen perfekten Bohrturm haben und ihn hier in dieser Gegend in Betrieb setzen, ist das, was Sie auf diese Weise finden, wahrscheinlich Wasser. Wenn Sie denselben Bohrturm in Saudi-Arabien in die Wüste stellen und in Gang setzen, wird das, was Sie ans Tageslicht befördern, wahrscheinlich Öl sein.

Die Zahlen von Herrn Montgomery sind ganz wesentlich für die Entscheidungsfindung, ob wir als Deutscher Ärztetag erklären, wir wollen darüber nicht reden, und so die relativ unbedarfte Öffentlichkeit ins offene Messer laufen lassen. Der Deutsche Ärztetag bestimmt nicht die ethischen Grundsätze der Gesellschaft, aber als Ärzte müssen wir die richtigen Fragen stellen und auf die richtigen Probleme hinweisen.

Ich appelliere deshalb mit Nachdruck an Sie, den Antrag des Vorstands der Bundesärztekammer auf Drucksache I-2 anzunehmen.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke schön. - Ich möchte versuchen, mit Herrn Kahlke eine Einigung darüber herbeizuführen, dass es nicht ohne weiteres möglich ist, die Anträge 2 und 12 parallel zu verabschieden. Der Antrag 2 enthält beispielsweise auch die Frage, wie es mit der Relation PND/PID aussieht. Er enthält weitere Fragen, die noch geklärt werden müssen. Der Antrag 12 legt sich nach meinem Eindruck ziemlich klar fest: Die PID kommt ohne Wenn und Aber nicht in Frage, unabhängig davon, wie die Relation zu den anderen Fragestellungen ist, die im Antrag 2 aufgeführt sind und die in meiner gestrigen Eröffnungsrede zu erwähnen ich mir erlaubt habe.

Insofern glaube ich, dass der Antrag 12 eine klarere Festlegung bedeutet und damit im Verhältnis zum Antrag 2 weiter gehend ist. Wenn der Antrag 12 angenommen würde, wäre für den Antrag 2 eigentlich kein Platz mehr. Das ist mein Eindruck. Wenn Sie eine andere Meinung haben, müssten wir uns im Rahmen der Debatte darüber verständigen, damit nicht der Eindruck entsteht, das Schlusswort, zu dem man dann nichts mehr sagen kann, werde dazu benutzt, die Meinung der Delegierten in eine bestimmte Richtung zu lenken. Das möchte ich gern zur Diskussion stellen, damit das im Rahmen der Aussprache noch geklärt werden kann.

Das Wort hat jetzt Herr Kollege König aus Hessen. Bitte schön.

© 2001, Bundesärztekammer.