TOP I : Gesundheits-, Sozial- und ärztliche Berufspolitik
2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Vormittagssitzung

Dr. König, Hessen:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Die ganze Diskussion scheint mir zwischenzeitlich etwas mehr in Richtung Schwangerschaftsabbruch zu gehen. Ich bin der Meinung, darüber haben wir in den letzten Jahren genug gesprochen. Dieses Thema ist nicht Gegenstand des Tagesordnungspunktes.

Es geht um den Kinderwunsch von Paaren, die aus Angst vor dem Resultat der Schwangerschaft keine Schwangerschaft wollen. Diesen wird eine neue Möglichkeit eröffnet, schon frühzeitig festzustellen, ob dieses Kind als Schwangerschaftsprodukt tragbar ist oder nicht. Natürlich gibt es hier - wie bei allem - Gefahren, dass es kommerziell ausgeschlachtet wird und Fragestellungen erfolgen, die weit über das hinausgehen, was wir ärztlich vertreten können. Die PID ist eine neue Möglichkeit und wird woanders bereits praktiziert.

Was tut man, weil es das in Deutschland im Augenblick nicht gibt? - Man fährt ins Ausland, beispielsweise nach Belgien. Das ist derselbe Tourismus, den wir schon beim Schwangerschaftsabbruch hatten. Damals fuhren alle nach Holland und Großbritannien. Innerhalb der Europäischen Union sollten wir keine unterschiedlichen Situationen haben. Eine europäische Lösung wäre ganz wichtig.

Ich möchte jetzt noch auf den Antrag von Frau Bühren eingehen. Frau Bühren macht Angst mit der PID, so wie mit der ICSI Angst gemacht wurde. Gestern wurde erklärt, das sei heute noch nicht entschieden. Ich meine: Es ist entschieden. Es ist nur aus abrechnungstechnischen Gründen auf September verschoben worden, bis Herr Professor Dietrich aus Lübeck seine Ergebnisse vorgelegt hat. Die Kassen müssten entsprechend der jetzigen Rechtsprechung zahlen. Das ist nur aufgeschoben worden.

Man darf es nicht mit Eierstockkrebs bei IVF und mit dem Überstimulierungssyndrom vermischen. Die Präimplantationsdiagnostik bedeutet die reine Entnahme der Zellen und hat nichts mit Stimulierung zu tun. Anderenfalls müssten wir grundsätzlich die IVF und ICSI infrage stellen.

Hier muss ganz gezielt gefragt werden: Darf man das tun? Ist es rechtens? Sollen wir es tun? Ich kann nur dafür plädieren: Wir sollten den Frauen die Möglichkeiten eröffnen, die vorhanden sind, aber unter strenger Kontrolle.

Vielen Dank.

(Vereinzelt Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank, Herr König. - Jetzt Herr Lob aus Bayern.

© 2001, Bundesärztekammer.