TOP II: Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Nachmittagssitzung

Dr. Drexler, Hessen:

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich will einige konkrete Fälle von Missbrauch benennen, weil sie zum Gesamtbild gehören. Uns werden immer mehr Fälle von eklatanter Fehlentlohnung in Kliniken und Praxen bekannt. Es gibt Kolleginnen und Kollegen, die arbeiten mehr als 40 Stunden pro Woche für ein Gehalt von 2 000 DM oder weniger. Es gibt Beispiele dafür, dass Gelder über Ehemänner und sonstige Quellen an die Klinik fließen und von dort den jungen Kolleginnen und Kollegen ausgezahlt werden.

Ich will darauf hinweisen - das ist, glaube ich, noch nicht angesprochen worden -, dass es einen ganz eklatanten Bruch der Treue- und der Fürsorgepflicht bei Drittmittelverträgen gibt, insbesondere bei der heute morgen schon gerühmten DFG. Dort treten die Chefärzte selbst als Vertragspartner auf. Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten häufig mit Verträgen über eine Halbtagstätigkeit, arbeiten aber 40 Stunden und mehr pro Woche. Das kann man fast als den normalen Alltag bezeichnen, und zwar sowohl in kommunalen Krankenhäusern als auch in Unikliniken. Dieses müssen wir ganz energisch zurückweisen.

Ich will Ihnen einen ganz besonderen Fall aus Hessen schildern. Dort hat eine kirchliche Klinik - dies mag nach dem, was wir heute gehört haben, kein Zufall sein - ihre komplette ärztliche Mannschaft über eine Leiharbeitsfirma bezogen. Dies wurde vom Marburger Bund bereits publiziert. Wir haben das in Hessen auch publik gemacht. Aber ich glaube, das ist gar nicht so in das öffentliche Bewusstsein gedrungen. Man kann ruhig den Namen nennen: Es ist die Hephata-Klinik in Treysa. Die Leiharbeitsfirma entlohnt die Ärzte mit mehr als 1 000 DM im Monat weniger als im Tarif vorgesehen. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Ich bitte Sie daher, die Anträge 9, 11 und 17 nachdrücklich zu unterstützen.

Ausbeutung und Mobbing sind Zwillingspaare. Ausbeutung geht immer mit einer Quälerei einher. Nach einem Chefarztwechsel ist das ältere Personal oftmals mit einem jungen, aktiven Chef konfrontiert. Dann werden sie zum Teil gemobbt. Auch das zählt zum Thema Ausbeutung. Auch das sollte hier auf dem Ärztetag benannt werden.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Danke schön, Herr Drexler. - Ebenfalls aus Hessen jetzt bitte Herr Hartfeil.

© 2001, Bundesärztekammer.