TOP II: Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Nachmittagssitzung

Dr. Koch, Vorstand der Bundesärztekammer:

Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Frank Ulrich Montgomery hat in seinem Referat von der Gemeinsamkeit gesprochen, die wir zur Lösung der Probleme benötigen. Ich stimme Herrn Kunze und Herrn Crusius uneingeschränkt zu, dass wir diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die andere ausnutzen, mit der vollen Härte des Berufsrechts ergreifen und bestrafen müssen.

(Beifall)

Ich möchte Ihnen an zwei kleinen Beispielen aus diesem facettenreichen Thema zeigen, dass wir generell keinen Keil treiben lassen dürfen zwischen AiPlern, Assistenzärzten, Oberärzten und Chefärzten, dass dies auch nicht geschehen darf in dem Verhältnis zwischen dem Krankenhausbereich und dem niedergelassenen Bereich.

Erstes Beispiel: Nachdem in unserem Klinikum endlich Überstundenzettel abgegeben werden konnten, gab es einen Chefarzt, der diese Zettel selbstverständlich unterschrieben hat. Es dauerte keine zwei Tage, bis ein Brief der Verwaltung einging, in dem stand: Sehr geehrter Herr Chefarzt, die Ärztinnen und Ärzte in Ihrer Klinik haben Überstunden eingereicht, die Sie angeordnet haben; Sie sind offensichtlich nicht in der Lage, Ihre Klinik organisatorisch zu leiten. Im Wiederholungsfalle werden wir entsprechende Maßnahmen ergreifen müssen. - Sie sehen: Wir sitzen alle in einem Boot.

Zweites Beispiel: Unser Klinikum wurde von einem Prüfungsverband überprüft, der dann auch entsprechende Unterlagen erstellt und verbreitet hat. Die entsprechenden Vorschläge wurden auch umgesetzt. Dabei fiel auf, dass die Jahresarbeitszeit für Pflegekräfte viel geringer ist als die Jahresarbeitszeit für Ärztinnen und Ärzte. Als dies angesprochen wurde, kam die Antwort: Das ist doch selbstverständlich, dass wir im ärztlichen Bereich 10

bis 15 Prozent ärztliches Ethos mit einrechnen. - Das ist ein Skandal, meine Damen und Herren!

(Beifall)

Wir können nur gemeinsam gegen solche Entwicklungen vorgehen und sie in Zukunft verhindern.

Vielen Dank.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Vielen Dank, Herr Koch. - Jetzt bitte Herr Dr. Jonitz vom Vorstand.

© 2001, Bundesärztekammer.