TOP II: Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte

2. Tag: Mittwoch, 23. Mai 2001 Nachmittagssitzung

Dr. Risk-Plotzki, Berlin:

Ich möchte gegen Ende der Debatte ein positives Beispiel anführen, auch um zu zeigen, dass es auch in unserer Hand liegt, die Situation zu verändern. Ich bin Arzt im Praktikum. Ich habe das Glück, in einer Abteilung zu arbeiten, in der die Situation nicht so ist, wie man sie meistens antrifft, sondern so, wie man sie sich wünscht. Ich habe einen Chef, der nicht von mir erwartet, dass ich eine billige Arbeitskraft bin, sondern der mich als Auszubildenden betrachtet und mich entsprechend einsetzt. Das heißt, ich habe eine geringere Arbeitsbelastung als meine fachärztlichen Kollegen. Ich habe drei Facharztkollegen auf der Station. Ich habe immer die Möglichkeit und die Zeit, zu allen Untersuchungen mitzugehen und zur Fortbildung zu gehen. Mein Chefarzt versteht sich nicht nur als Abteilungsleiter, sondern auch als ärztlicher Lehrer, der den Anspruch erfüllen möchte, den jungen Kolleginnen und Kollegen etwas beizubringen, etwas zu lehren. Jede Visite, die regelmäßig stattfindet, ist lehrreicher und interessanter als viele Vorlesungen während der ganzen Universitätszeit.

Mein Chef kümmert sich auch um die Ärztinnen und bietet ihnen an, wenn sie ein Kind bekommen oder haben, eine Teilzeitarbeit zu absolvieren. Er achtet darauf, dass sie dann auch nur diese begrenzte Zeit arbeiten. Er möchte, dass seine Leute so lange wie möglich bei ihm bleiben. Sehr viele Kolleginnen und Kollegen haben dort als Arzt im Praktikum angefangen und sind nach zehn Jahren noch immer dort.

Unsere finanzielle Ausstattung - es handelt sich um ein ganz normales städtisches Haus - ist nicht besser als die anderer Krankenhäuser. Das zeigt: Wenn man sich Mühe gibt, wenn man sich dafür einsetzt, wenn man dafür kämpft, kann man trotz schlechter Bedingungen etwas erreichen, was dem Gewünschten entspricht.

Ich bitte Sie, sich daran ein Beispiel zu nehmen und das zu Hause umzusetzen zu versuchen.

(Beifall)

Prof. Dr. Hoppe, Präsident:

Schönen Dank. - Jetzt bitte Herr Dr. Lang aus Hessen.

© 2001, Bundesärztekammer.