Dienstag, 28. Mai 2002, 10.00 Uhr
Kvaerner Warnow Werft
(Musikalische Umrahmung: PERCUSSION PROJEKT ROSTOCK)
Dr. Andreas Crusius, Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern:
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Gestatten Sie mir einige
Worte zu der folgenden musikalischen Einleitung. Es spielt für
uns das PERCUSSION PROJEKT ROSTOCK. Als die Percussionisten 1990
ihr öffentliches Debüt in Rostock gaben, sorgten sie für
Begeisterung und Standing Ovations. Die Musiker aus verschiedenen
Orchestern hatten sich mit der Absicht zusammengefunden, die Möglichkeiten
ihres vielfältigen Instrumentariums, die innerhalb eines Symphonieorchesters
kaum ausgeschöpft werden können, hörbar zu machen.
Seit elf Jahren zeigen sie einem wachsenden Publikum, dass Rassel,
Pauken und Becken viel mehr können, als orchestrale Höhepunkte
zu verstärken. Das Repertoire reicht dabei von "Klassiker"-Bearbeitungen
bis hin zu heutigen Kompositionen, von streng Gesetztem bis zu freier
Improvisation.
Gestatten Sie mir, die Musiker vorzustellen: Frank Petrak, Holger
Kirstoff, Wolfgang Morbitzer und Matthias Buchheim.
(Beifall)
Wir hören jetzt den "Säbeltanz"
von Aram Chatschaturjan.
(Musikalisches Zwischenspiel: Aram Chatschaturjan
"Säbeltanz" - Beifall)
Meine sehr verehrten Damen! Sehr geehrte Herren! Als Präsident
der gastgebenden Ärztekammer darf ich Sie im Namen der Ärzteschaft
Mecklenburg-Vorpommerns hier in der alten und traditionsreichen
Hansestadt Rostock zur Eröffnung des 105. Deutschen Ärztetages
2002 ganz herzlich willkommen heißen.
Wir haben 300 Kilometer Küstenstrecke, wir haben gelbe Rapsfelder
und Natur bis zum Horizont. Wir sind - mit Verlaub; das sage ich
als Lokalpatriot - das schönste Bundesland der Bundesrepublik.
(Beifall)
Es freut mich sehr, dass gerade unser Bundesland die große
Ehre genießt, Gastgeber des wichtigsten berufspolitischen
Ereignisses dieses Jahres sein zu dürfen.
Wie immer verleihen zahlreiche Ehrengäste des In- und Auslandes
auch dem diesjährigen Ärztetag ein besonderes Gewicht.
Erlauben Sie mir die persönliche Begrüßung einiger
Gäste, die uns die Ehre ihrer Anwesenheit geben.
Ich freue mich, die Bundesgesundheitsministerin Frau Ulla Schmidt
hier in Rostock-Warnemünde - wie ich weiß: einem ihrer
Lieblingsorte - begrüßen zu dürfen. Herzlich willkommen,
Frau Ministerin!
(Beifall)
Ich hoffe und wünsche, dass Sie nicht nur das Flair und die
Schönheit dieses Ortes genießen, sondern sich, gleich
dem letzten Jahr, der konstruktiven Debatte um die aktuellen gesundheitspolitischen
Brennpunkte öffnen, auch und insbesondere der Sorgen und Nöte
der ostdeutschen Ärzteschaft.
(Beifall)
Weiterhin begrüße ich die Sozialministerin des Landes
Mecklenburg-Vorpommern, Frau Dr. Martina Bunge, hier und heute auch
stellvertretend für den Ministerpräsidenten unseres Landes.
Herzlich willkommen, Frau Ministerin!
(Beifall)
Ich danke Ihnen für Ihr besonderes Bemühen um die Wahrung
unserer Interessen im Risikostrukturausgleich.
Ebenfalls ein herzliches Willkommen den Damen und Herren Abgeordneten
des Deutschen Bundestages und des Landtages Mecklenburg-Vorpommern.
Stellvertretend seien genannt: Herr Dr. Dieter Thomae, gesundheitspolitischer
Sprecher der FDP,
(Beifall)
Herr Ulf Fink, Mitglied des Bundestagsausschusses für Gesundheit,
(Beifall)
und Herr Dr. Manfred Rißmann, ärztlicher Kollege und
Mitglied des Landtages.
(Beifall)
Es ist mir eine besondere Ehre, Herrn Dr. Hannfried Holzhausen,
Ministerialdirigent a. D. des Sozialministeriums Mecklenburg-Vorpommern,
zu begrüßen, der in den letzten zwölf Jahren die
berufspolitischen Geschicke in unserem Bundesland mit ärztlichem
Sachverstand zum Wohle des Patienten und im Sinne der Ärzteschaft
gelenkt und geleitet hat. Herzlich willkommen, lieber Hannfried!
(Beifall)
Ich grüße den Oberbürgermeister der Hansestadt
Rostock, Herrn Arno Pöker. Ich möchte Ihnen für das
Engagement und die Unterstützung, die uns in der Vorbereitung
des Ärztetages sowohl durch die Stadt als auch durch Sie persönlich
gewährt worden ist, herzlich danken. Willkommen, Herr Pöker!
(Beifall)
Ich heiße den Ehrenpräsidenten des 105. Deutschen Ärztetages,
Herrn Professor Dr. med. Otto Scholz aus Stralsund, herzlich willkommen.
Er war langjähriger Chefarzt der Chirurgischen Abteilung am
Klinikum Stralsund. Seine Vita ist, wie bei den meisten seines Jahrganges,
wesentlich geprägt von den Rahmenbedingungen des sozialistischen
Gesundheitswesens der ehemaligen DDR, trotz deren er sich weder
persönlich noch beruflich hat beugen und verbiegen lassen.
Ich bedanke mich bei Ihnen, Herr Professor Scholz, dass Sie die
Ihnen angetragene Ehrenpräsidentschaft angenommen haben. Herzlich
willkommen!
(Beifall)
Meine Damen und Herren, ich begrüße den
Präsidenten der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages,
Herrn Professor Dr. Jörg-Dietrich Hoppe. Herzlich willkommen,
lieber Herr Professor Hoppe!
(Beifall)
Bei dieser Gelegenheit darf ich die Präsidentin
und die Präsidenten der Landesärztekammern sowie die Mitglieder
des Vorstandes der Bundesärztekammer herzlich willkommen heißen.
(Beifall)
Ich begrüße weiterhin den Ehrenpräsidenten
der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages, den
langjährigen Präsidenten Deutscher Ärztetage, Herrn
Professor Dr. Karsten Vilmar. Herzlich willkommen!
(Beifall)
Darüber hinaus ist es mir eine Freude, den Ersten
Vorsitzenden der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Herrn
Dr. Manfred Richter-Reichhelm, mit seinem Vorstand sowie die Vertreter
der Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder hier in
Rostock begrüßen zu können. Herzlich willkommen!
(Beifall)
Zudem begrüße ich die teilnehmenden Präsidenten
und Vertreter der Heilberufskammern, der ärztlichen Berufsverbände,
der Universitäten und Medizinischen Fakultäten sowie namentlich
Herrn Professor Dr. Albrecht Encke, Präsident der Arbeitsgemeinschaft
der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Herrn Dr.
Ulrich Oesingmann, den Vorsitzenden des Bundesverbandes der Freien
Berufe, und Herrn Dr. Ulrich Kirchhoff, den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft
berufsständischer Versorgungseinrichtungen. Herzlich willkommen!
(Beifall)
Wie in jedem Jahr beehren uns auch bei diesem Ärztetag
bedeutende ausländische Gäste. Ich nenne an ihrer Spitze
und stellvertretend für alle den Generalsekretär emeritus
des Weltärztebundes, Herrn Dr. André Wynen.
(Beifall)
Wir haben außerdem die Ehre der Anwesenheit
von Trägern der höchsten Auszeichnung der deutschen Ärzteschaft,
der Paracelsus-Medaille.
Nicht zuletzt entbiete ich den Delegierten und Gästen,
den Kolleginnen und Kollegen sowie allen, die zum Gelingen dieses
Ärztetages beigetragen haben, meine herzlichen Grüße.
Ihnen allen ein herzliches Willkommen hier in Rostock!
(Beifall)
Erstmals in der Historie des Deutschen Ärztetages
findet eine Eröffnungsveranstaltung in einer Schiffsbauhalle
statt. Dieser Ort ist nicht nur ob seines imposanten Ambientes,
sondern auch und gerade wegen seiner Symbolträchtigkeit bewusst
gewählt worden, steht er doch als maritimes Sinnbild für
die Weltoffenheit und Schaffenskraft der Menschen dieser Region,
für den wirtschaftlichen Aufschwung nach der politischen Wende
und für die Chancen, aber auch die Probleme, die sich uns durch
die nationale und die europäische Einigung eröffnet haben.
Hinzu kommt, dass gerade wir in Rostock, einem der
ältesten Werftstandorte Deutschlands, uns besonders verbunden
fühlen mit dieser traditionsreichen Werft. Ich bedanke mich
an dieser Stelle bei der Kvaerner Warnow Werft, ohne deren Unterstützung
dieser Festakt hier nicht hätte stattfinden können. Vielen
Dank!
(Beifall)
Meine Damen und Herren, Rostock hatte bereits im Jahre
1904 erstmals die Ehre, Gastgeber des 32. Deutschen Ärztetages
zu sein, an dem seinerzeit 283 Ärztevereine in Vertretung von
rund 20000 Ärzten teilnahmen. Inzwischen ist diese Tagung zum
bedeutendsten berufspolitischen Ereignis der verfassten Ärzteschaft
geworden.
Allerdings haben sich auch einige der damals aktuellen Problemfelder
in den 98 Jahren nicht wesentlich verändert. Der Arzt steht
nach wie vor im Spannungsfeld zwischen berufsethischen Grundwerten
und sozialpolitischen und materiellen Rahmenbedingungen. Auch im
Hinblick auf die kürzlich beschlossene neue Approbationsordnung
findet sich eine historische Parallele. Damals wurde, dem Wunsch
folgend, den jungen Arzt zu einem selbstständigen praktischen
Handeln zu erziehen, im Vorfeld des Ärztetages eine neue Ärzteprüfungsordnung
erlassen.
Hauptthema des Deutschen Ärztetages 1904 war
jedoch - und gerade dies genießt heute größte Aktualität
- der Kampf der Ärzteschaft um die Erhaltung einer hochwertigen
Patientenversorgung und gegen das monetäre Primat der Krankenkassen.
(Beifall)
So möchte ich auch im Hinblick auf die Agenda
des diesjährigen Ärztetages den damaligen Vorsitzenden
des Geschäftsausschusses, Herrn Professor Dr. Löbker aus
Bochum, aus seiner Eröffnungsrede zitieren. Er sagte:
Es drängen sich mir zwei Fragen
in den Vordergrund, die der augenblicklichen Lage das Gepräge
geben. Die eine betrifft die ideale Seite unseres Berufes, die andere
die Bestrebungen auf Befreiung unseres Standes aus unwürdiger
Stellung und Sicherung der materiellen Existenz des Arztes.
So sehr dieses Zitat auch heute noch seine Berechtigung
findet, sind die Problemfelder unseres Berufsstandes in der Moderne
doch weitaus vielfältiger und komplexer geworden. Heute kommt
der Ärzteschaft zunehmend eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung
zu, da sie kollektiv gesundheits- und ordnungspolitische, wirtschaftliche
und ethische Grundfragen aktiv diskutiert und mitgestaltet. Als
Schlagworte hierfür mögen die Präimplantationsdiagnostik
und die Forschung mit embryonalen Stammzellen stehen oder thematische
Dauerbrenner wie - für die meisten Politiker bis heute ein
Mysterium - die Frage der Finanzierung unseres Gesundheitswesens.
Sie kennzeichnen gleichzeitig die Herausforderung
für unseren Berufsstand, sich mit ärztlichem Sachverstand
in den politischen Diskurs einzubringen. Lassen Sie mich anfügen:
Ich vermisse manchmal in der Diskussion um die Reformen in der Gesundheitspolitik
die Ausrichtung an ethisch-moralischen Grundwerten, die doch gerade
unser Gesundheitswesen immer ausmachten. Hier sind wir Ärzte
gefordert. Wenn man die Tagesordnung des diesjährigen Ärztetages
betrachtet, wird deutlich, dass wir uns dieser Verantwortung bewusst
sind und sie auch annehmen.
Aus Sicht des Präsidenten der Ärztekammer
Mecklenburg-Vorpommern liegt mir vor allem die Zukunft der hausärztlichen
Versorgung - hier möchte ich ergänzen: der flächendeckenden
medizinischen Grundversorgung insgesamt - besonders am Herzen; dies
vor allem vor dem Hintergrund, dass sich der bundesweite Schatten
des Ärztemangels in unserem strukturschwachen Mecklenburg-Vorpommern
schon - hier möchte ich bei der Metapher bleiben - zur konkreten
Gefahr einer Sonnenfinsternis verdichtet hat. Ich sage Ihnen, Frau
Ministerin: Wenn die Gesundheitspolitik so weitergeht, haben wir
im Osten als ostdeutsche Ärzte gegenüber den Kollegen
aus dem Westen einen riesigen Vorteil: Wir haben unsere Zukunft
schon einmal erlebt.
(Beifall)
Gestatten Sie mir daher, die Gelegenheit einer solchen
Eröffnungsrede auch dafür zu nutzen, Sie für dieses
spezielle Problem der neuen Bundesländer zu sensibilisieren.
Es ist aber nicht nur ein Problem der neuen Bundesländer.
Bei diesem Thema, das von den Kolleginnen und Kollegen
- das wurde gerade auf dem 4. Ostdeutschen Kassenärztetag deutlich
- sehr emotional diskutiert wird, ist man nach dem "Säbeltanz"
von Aram Chatschaturjan eigentlich gewogen, das Säbelrasseln
fortzuführen. In Ansehung der Würde dieses Festaktes möchte
ich mich jedoch auf die reinen Fakten beschränken.
Allein in unserem Bundesland fehlen derzeit über
200 Vertragsärzte, davon 104 Allgemeinmediziner. Ein niedergelassener
Kollege in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet durchschnittlich 13,3
Stunden am Tag. Zeigen Sie mir ein Berufsfeld, in dem eine vergleichbare
Arbeitsbelastung herrscht! Sie werden keines finden - und dies zu
Recht, denn es übersteigt bei weitem die Grenze der persönlichen
Belastbarkeit.
(Beifall)
Im stationären Bereich zeichnet sich ein ähnlich
erschreckendes Bild ab. An den 37 Akutkrankenhäusern unseres
Bundeslandes sind schon heute 232 Stellen nicht mehr zu besetzen.
Die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen müssen dies durch
Mehrarbeit auffangen.
Nach unserer aktuellen Umfrage unter sämtlichen
Klinikärzten im Lande - sie ist erst eine Woche alt -, deren
erste Ergebnisse ich heute präsentieren darf, leistet jeder
Arzt im Mittel knapp neun Überstunden in der Woche, wobei die
Chefärzte noch nicht einmal einbezogen sind. Das bedeutet,
dass jeder Klinikarzt im Jahr knapp 400 Überstunden erbringt.
60 Prozent hiervon werden laut Statistik nicht vergütet. Damit
schenken die Klinikärzte unseres Bundeslandes den Krankenkassen
unfreiwillig etwa 750 000 unbezahlte Überstunden oder 13,295
Millionen Euro.
Zum Ausgleich dieses Missstandes bedürfte es
der Finanzierung von mindestens 200 weiteren Stellen. Würde
man zusätzlich die durch das Kultusministerium des Landes an
den Fakultäten gesperrten 300 Stellen in Mecklenburg-Vorpommern
mit einbeziehen, bestünde ein Bedarf zur Finanzierung und Besetzung
von insgesamt mehr als 700 ärztlichen Stellen. Die Grundversorgung
ist damit gefährdet. Man kann natürlich die Qualität
dadurch erhöhen, dass man die Ansprüche senkt. Aber es
kann doch nicht sein, dass es dann das Ziel wäre, zwei Jahre
eher zu sterben! Niemand kann behaupten, dies sei besser, als ein
Jahr später zu sterben.
Die Gründe für den akuten Ärztemangel
sind so einfach wie komplex. Zum einen wiegt das steigende Durchschnittsalter.
Zum anderen ist das ärztliche Berufsfeld mittlerweile nur noch
wenig attraktiv. Die hohe Arbeitsbelastung durch Regelarbeitszeit,
Überstunden und Bereitschaftsdienste, die Verbürokratisierung
der ärztlichen Tätigkeit, die geringe Freizeit und - gerade
hier in den neuen Bundesländern - eine unangemessen niedrige
Vergütung führen bei den Kolleginnen und Kollegen im ambulanten
und im stationären Bereich zu beruflicher Frustration und zum
Burn-out-Syndrom. Ein AiP in Mecklenburg-Vorpommern arbeitet für
den Sozialhilfesatz, meine Damen und Herren!
Wir - damit meine ich die neuen Bundesländer
- brauchen kurzfristige Lösungen. Die Menschen in unserem Bundesland
haben nicht die Zeit, zu warten, bis der politische Entscheidungsprozess
irgendwann zu konkreten Ergebnissen führt.
Berlin ist zwar geographisch nah, aber manchmal habe
ich den Eindruck, als sei es nach wie vor eine politische Enklave;
denn anders kann ich mir nicht erklären, dass man unsere Hilferufe
immer wieder überhört. Eine Krankheit, liebe Kolleginnen
und Kollegen, ist nicht zu heilen, indem man einfach das Fieberthermometer
versteckt!
(Beifall)
Sicherlich: Reformen müssen mit Weitsicht angegangen
werden, denn es nützt nichts - um mit den Worten von Peter
Pohl zu sprechen -, wenn zehn hektische Versuche gleichzeitig gemacht
werden und man sich erst hinterher fragt, welcher denn nun eigentlich
der Irrtum war.
(Beifall)
Der Schweizer Ökonom Kocher hat gesagt: Das Einzige,
was bei der Kostendämpfung im Gesundheitswesen gedämpft
wurde, sind die Erwartungen.
(Beifall)
Für dieses Spielchen, meine Damen und Herren,
haben wir keine Zeit mehr! Wir haben schon zu viele Versorgungslücken.
Der Kollaps kann nur vermieden werden - und das ist als klarer Appell
an die Politik zu verstehen -, wenn endlich die Vergütung der
ostdeutschen Ärzte an das Westniveau angepasst wird, wenn der
Arzt endlich wieder seine verdiente Stellung in der Gesellschaft
erhält und nicht in die kriminelle Ecke gedrängt wird
und wenn er sich endlich wieder auf die Tätigkeit am Patienten
konzentrieren kann.
(Beifall)
Dann, meine Damen und Herren, werden wir auch wieder
Freude an unserem Beruf haben. Anderenfalls droht uns, dass wir
unsere jungen Mediziner bald nur noch für den Einsatz im Ausland
ausbilden und vorbereiten.
Ich hege die Zuversicht, dass der diesjährige
Deutsche Ärztetag der Anfang gemeinsamer Anstrengungen von
Ärzteschaft und Politik zur Schaffung besserer beruflicher
Rahmenkonditionen sein kann. In diesem Sinne wünsche ich uns
lebhafte und konstruktive Debatten und einen intensiven kollegialen
Erfahrungsaustausch - auch am Rande der Tagungen.
Ich hoffe, dass Sie neben den anstrengenden Beratungen
des Ärztetages auch Zeit finden werden, die schöne Natur,
die maritime Landschaft und die zahlreichen Sehenswürdigkeiten
und kulturellen Angebote Rostocks und Mecklenburg-Vorpommerns zu
genießen. Für eines jedenfalls haben wir Sorge getragen:
Es soll in den nächsten Tagen durchweg sommerliches Wetter
herrschen.
Und wir versprechen Ihnen, dass wir Ihnen den 105.
Deutschen Ärztetag durch unsere norddeutsche Gastfreundschaft
zu einem schönen und hoffentlich unvergesslichen Erlebnis werden
lassen.
Vielen Dank.
(Beifall)
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