Dr. Wynen:
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Vielen Dank, Herr Professor
Hoppe, dass Sie mir Gelegenheit geben, einige Worte über die
Tragödie zu sagen, die sich in Belgien ereignet hat. Ich schäme
mich, ein Bürger dieses Landes zu sein. Die Verabschiedung
eines Gesetzes, das die Euthanasie regelt, ist das Ergebnis einer
Infektion, die sich sehr schnell ausbreitet, die unmoralisch ist,
die in den Niederlanden ihren Ursprung nahm und die gesamte Ärzteschaft
grenzüberschreitend bedroht.
(Beifall)
Ich werde mich darauf beschränken, Ihnen den offenen Brief
zu verlesen, den ich an den Vorsitzenden Richter des Kassationshofes
geschickt habe, der in meinem Land der Präsident der nationalen
Ärztekammer ist:
Sehr geehrter Herr Präsident!
Die Verabschiedung eines Gesetzes, welches die Euthanasie zulässt,
ist ein Ereignis, das die Ärzteschaft meines Landes nicht stillschweigend
hinnehmen kann. Dieses Gesetz, welches das Gewissen des Arztes verletzt
und kränkt, steht im Gegensatz zu der Erklärung des Weltärztebundes
über die ärztliche Ethik sowie der Berufsordnung der Ärztekammer,
der Sie vorstehen.
Ich ersuche den Nationalen Rat der Ärztekammer, allen Mitgliedern
Folgendes deutlich zu machen: Diejenigen, die sich auf dieses Gesetz
berufen, um sich von den Regeln unserer Ethik zu entfernen, unterliegen
strafrechtlichen Sanktionen, für deren Einhaltung Sie als Präsident
der Ärztekammer Verantwortung tragen.
In diesem Zusammenhang muss ich daran erinnern, dass Ärzte
in Nürnberg durch den Strang exekutiert wurden, weil sie sich
zur Rechtfertigung ihrer Handlungen auf ein Gesetz berufen haben,
das im Widerspruch zu den Regeln ihrer Ethik stand.
Aufgrund des demagogischen Charakters der politischen Debatte zu
dieser Straftat habe ich mir die Freiheit genommen, diesen Brief
der Presse zu übermitteln. Lassen Sie mich an dieser Stelle
für Ihre Unterstützung danken.
(Beifall)
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