Schlang, Hessen:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich habe als junge
Ärztin den vorjährigen Deutschen Ärztetag sehr enthusiastisch
verlassen und die Entwicklung im letzten Jahr sehr gespannt beobachtet
und verfolgt. Mein Eindruck ist, dass die Verantwortung für
die Ausbeutung junger Ärztinnen und Ärzte ein bisschen
hin und her geschoben wird. Die Politik erklärt: Die Mittel
fehlen. Heute hat die Frau Ministerin erklärt: Wir haben die
Mittel zur Verfügung gestellt. Die Krankenhausträger sagen:
Wir haben kein Geld, wir brauchen mehr Geld, sonst können wir
nichts tun. Diejenigen, die vor Ort letztendlich diese Arbeitsbedingungen
ertragen müssen, funktionieren weiterhin, als sei im vergangenen
Jahr nichts gewesen.
Mein Resümee ist, dass sich an der Arbeitswirklichkeit wenig
geändert hat. Deshalb bitte ich Sie, meinen Antrag hinsichtlich
struktureller Veränderungen zu unterstützen. Ich denke,
er beinhaltet viele Dinge, die heute bereits angesprochen wurden,
darunter beispielsweise individuell gestaltete Arbeitszeitkonzepte.
Ich bin der Meinung, dass es nicht ausreicht, einfach zu sagen:
Wir brauchen mehr Geld. Wir müssen uns vielmehr Gedanken machen,
wie wir mit verminderten Ressourcen eine andere Medizin betreiben
können.
Dazu gehört beispielsweise auch, dass nicht ärztliche
Tätigkeiten von nicht ärztlichem Personal erbracht werden.
Dazu gehört zum Beispiel die Einstellung von Medizindokumentatorinnen
und -dokumentatoren sowie von Stationssekretärinnen.
Dazu gehört auch, dass unbefristete Arbeitsverträge geschlossen
werden. Die Betroffenen trauen sich nicht, gegen Missstände
anzugehen, wenn sie wissen, dass ihnen gekündigt werden kann.
Das ist in Zeiten des Ärztemangels sicherlich eine Forderung,
die wir unterstützen können.
Dazu gehört natürlich auch die Förderung von Teamarbeit
und Supervision statt starrer Hierarchien. Dadurch könnte die
Arbeitswirklichkeit junger Ärztinnen und Ärzte entscheidend
verbessert werden.
Damit bin ich bei meinem zweiten Thema, das ich ansprechen möchte,
nämlich der Einführung der neuen Approbationsordnung,
die meiner Ansicht nach nicht den Expertenanforderungen gerecht
wird, trotz des langen Vorlaufs seit 1997. Die Reformen wurden damals
von Herrn Seehofer in den Bundesrat eingebracht. Seither lag die
neue Approbationsordnung auf Eis. Nun ist sie mit geringen Veränderungen
verabschiedet worden.
Politisch völlig unsinnig ist die Forderung nach einer Senkung
der Zulassungszahlen. Ich weiß nicht genau, was es uns bringt,
den Numerus clausus abzuschaffen, wenn die Zahl der Medizinstudentinnen
und -studenten eh gesenkt werden soll.
Das Examen, das von den Studierenden als Hammerexamen bezeichnet
wird, wird studienzeitverlängernd wirken. Die Abschaffung der
AiP-Phase wird bis 2009 verschoben.
Ich stelle den Geschäftsordnungsantrag, die im Saal anwesenden
Vertreter der Medizinstudierenden dazu auch zu Wort kommen zu lassen.
Danke schön.
(Vereinzelt Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Danke sehr. - Die nächste Wortmeldung kommt von Frau Dr. Gitter
aus Bremen. Bitte schön.
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