Dr. Baumgärtner, Baden-Württemberg:
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Kolleginnen!
Liebe Kollegen! Herr Hoppe, auch wenn Ihnen vielleicht langsam die
Ohren klingen vor Lob: Die Rede war sehr gut, sie war moderat. Ich
denke, sie war vor allem politisch, wie es in einem Wahljahr ja
auch sein sollte.
Weil die Frau Ministerin gesagt hat, wie sehr sie dafür plädiert,
dass wir weniger Verwaltung bekommen, und wie toll die Disease-Management-Programme
sind, möchte ich Sie mit der Realität konfrontieren. Das
sollte sich besonders der erste Diskussionsredner, Herr Dietrich,
anhören. Ich referiere aus der Rechtsverordnung zur Umsetzung
von Disease-Management-Programmen, und zwar zum Thema Datenlieferung.
Da ich es nicht geschrieben bekommen habe und auch nicht einscannen
konnte, will ich Ihnen hier vier Sätze vortragen:
Aus diesem Grund muss jedes Programm vorsehen,
dass die aktive Teilnahme der Versicherten am Programm anhand der
Dokumentation des Behandlungsverlaufs überprüft wird und
die Krankenkasse Versicherte aus dem Programm ausschließt,
die ihre Mitwirkungspflichten nicht erfüllen. Eine fehlende
Mitwirkung durch den Versicherten liegt dann vor, wenn er zwei in
der Anlage II zu dieser Rechtsverordnung vereinbarte Termine oder
zwei veranlasste Schulungstermine ohne plausible Begründung
nicht wahrgenommen hat. Liegt ein plausibler Grund vor, wie etwa
der Umstand, dass der Versicherte sich wegen eines Krankenhausaufenthalts
im fraglichen Zeitraum nicht bei seinem Arzt vorstellen konnte,
ist dies zu dokumentieren und kann von den Prüfdiensten überprüft
werden. Ein Versicherter kann von der Krankenkasse nur dann wegen
fehlender aktiver Teilnahme am Programm ausgeschlossen werden, wenn
sie die hierfür erforderlichen Daten erhält.
Ich denke, diese Rechtsverordnung spricht für sich. Darüber
haben wir gestern diskutiert und darüber sollten wir auch heute
diskutieren.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist der Paradigmenwechsel im
Gesundheitswesen: die Übernahme der Datenmacht, des Case Managements
durch die Krankenkasse. Es ist der Beginn der Denunzierung unserer
Patienten, indem wir die Daten an die Kassen liefern sollen.
Ich kann Sie hier nur auffordern, uns dabei zu unterstützen,
dass genau dies nicht erfolgt. Ich werde einen entsprechenden Antrag
einbringen.
Vielen Dank.
(Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Vielen Dank, Herr Baumgärtner. Solche Sätze muss man von
Ihnen hören; sie zu lesen macht nicht so viel Spaß. -
Als nächster Redner bitte Herr Lorenzen aus Baden-Württemberg.
|