Dr. Lorenzen, Baden-Württemberg:
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich möchte
über den Verlust der Menschlichkeit in der Medizin sprechen.
Ärztliches Handeln wird mehr und mehr durch wirtschaftliche
Vorgaben gesteuert und zu einer ökonomischen Ressource reduziert.
Herr Präsident Hoppe, Sie haben in diesem Zusammenhang den
Sachverhalt angesprochen, aber, wie ich denke, nicht ausreichend
präzisiert. Die wichtigste Säule unseres Gesundheitswesens,
die Solidarität der Gesunden mit den Kranken, ist in Gefahr.
Es geht um eine Verbesserung der Einnahmenseite der GKV. Es geht
zum Beispiel nicht an, dass 58 Prozent der Versicherten einer AOK,
beispielsweise der AOK Berlin, keine Beiträge leisten und überdurchschnittlich
viele HIV-Kranke versorgt werden müssen.
Ein weiteres Beispiel der Fehlfinanzierung ist die Finanzierung
des Mutterschaftsgeldes über die gesetzliche Krankenversicherung.
Dieses muss über die Steuer finanziert werden.
Ein Vorschlag zur Lösung könnte sein, eine Struktur einzurichten,
wie sie die Rentenversicherung der Schweiz hat. Dort zahlen alle
von allem für alle. Das heißt, jeder zahlt aus allen
Einnahmen, die er hat, einen bestimmten Prozentsatz - ich glaube,
er liegt bei 8,5 Prozent - in eine Versicherung ein. Dort können
dann alle Leistungen finanziert werden. Leider ist die Schweiz in
ihrem Gesundheitswesen nicht so weit gekommen, diesen Satz umzusetzen.
Stellen Sie sich gegen eine Aufteilung in Pflicht- und Wahlleistungen,
denn dies führt in ein Gesundheitswesen, wie wir es aus den
USA kennen. Dort werden große Teile der Bevölkerung zweit-
oder drittklassig behandelt.
Ich danke Ihnen.
(Vereinzelt Beifall)
Prof. Dr. Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer
und des Deutschen Ärztetages:
Schönen Dank, Herr Kollege Lorenzen. - Der nächste Redner
ist Herr Dr. Zollner aus Baden-Württemberg.
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